Adventmail 2009/22 (Was geschah am … Dezember?)

Am 22. Dezember …
… 1849 rettete eine Weihnachtsamnestie von Nikolaus I. die Weltliteratur vor einer Katastrophe. An diesem Tag begnadigte der russische Zar den damals 28-jährigen Fjodor Michailowitsch Dostojewski im allerallerletzten Moment: Wegen revolutionärer Umtriebe zum Tode verurteilt, stand der durch seinen Erstling „Arme Leute“ (1844) schon berühmte Dichter schon vor dem Erschießungskommando, als ihn eine kaiserliche Depesche vom Richtplatz in St. Petersburg nach Sibirien zu Verbannung und Zwangsarbeit mit anschließender Militärdienstpflicht umdirigierte.
Dostojewski trat die Haft in Omsk an, wurde Epileptiker, kam ab 1854 seiner Militärpflicht nach, wurde 1856 zum Offizier befördert und erreichte 1859 krankheitsbedingt seine Entlassung aus der Armee. Nach zehnjähriger Schaffenspause schrieb er zurück in St. Petersburg die „Aufzeichnungen aus einem Totenhaus“ als Dokument seiner Verbannungszeit in Sibirien, dann folgten „Der Spieler“ (1863), „Schuld und Sühne“ (1866) als Frucht seiner Wandlung vom Revolutionär zum Christen, „Der Idiot“ (1868), „Die Dämonen“ (1872) und schließlich „Die Brüder Karamasow“ (1981): Diesen Roman, der als Quintessenz seines Werkes betrachtet wird, hat Dostojewski nie beendet. Ich schon, denn ich muss gestehen, dass er der einzige ist, den ich von ihm gelesen habe. Und sehr beeindruckend fand, vor allem den vielsagend stummen Jesus in der Binnenerzählung „Der Großinquisitor“ zur Theodizee-Frage.

Adventmail 2009/12 (Was geschah am … Dezember?)

Am 12. Dezember …
… 1962 lief in den deutschen Kinos die Karl-May-Verfilmung „Der Schatz im Silbersee“ an. Pierre Brice gab erstmals und fortan lebenslänglich „den edelsten aller Apachen“, Ex-Tarzan Lex Barker den Old Shatterhand, der dafür eigentlich ins Auge gefasste, noch blutjunge Götz George spielte muskelbepackt einen Farmersohn und machte alle Stunts selbst. Regie führte der Bad Ischler Ex-Riefenstahl-Assistent Harald Reinl, seine Frau Karin Dor durfte eine der öden Frauenrollen in Western spielen, die auf die Rettung durch den Helden angewiesen sind. Der Film hält sich, wie auch die meisten späteren Karl-May-Verfilmungen, kaum an die Romanvorlage. Dennoch wurde der Film im deutschsprachigen Raum ein Riesenerfolg und leitete eine Welle von 16 Karl-May-Verfilmungen ein, die erst 1968 mit „Winnetou und Old Shatterhand im Tal der Toten“ endete.
Ich sah den „Schatz im Silbersee“ wohl Ende der 1960er Jahre in Gleisdorf, zusammen mit meiner Cousine Gabi, die dort mit ihrer Mutter Hilde – einem ausgewiesenen Karl-May-Fan – und unseren Großeltern lebte. In der Folge las ich alle May-Romane, die im Wilden Westen spielten, und auch viele, in denen Kara Ben Nemsi im Orient auf Schurkenschläfen schlug. Winnetou war eines der Idole meiner Kindheit, und bei allem wenig Schmeichelhaftem, was man über den Schwindler Karl May sagen kann, so hat er doch spannend erzählt und dabei auch noch edle Werte wie Nächstenliebe, Toleranz und Ritterlichkeit in meine junge Seele gepflanzt.
Und auch wenn ich mich mittlerweile darüber mokiere, dass sich bei May neun von zehn Westernhelden als ausgewanderte Deutsche entpuppen und Winnetous Beziehung zu Old Shatterhand homoerotische Züge aufweist, bei der Frauen wie Nscho-Tschi oder Ribanna tot auf der Strecke bleiben: Ich find’s ein bisschen schade, dass keiner meiner drei Söhne jemals eine „Karl-May-Phase“ hatte.

Adventmail 2008/08 (Briefe an…)

(Zum „Wurfgedicht“ von Stephan Eibel Erzberg, veröffentlicht im „Standard“, der gemeinsam mit Ö1 im November 2008 regelmäßig Lyrisches unters lesende und lauschende Volk brachte. Was verdienstvoll ist, wie ich meine.)

treborme@gmx.at an verlagsbuero.lehner@gmx.at, 11.11.2008
Bitte weiterleiten an Herrn Stephan Eibel Erzberg!
Sehr geehrter Herr Eibel,
Ihre „Wurfgedichte“ im „Standard“ vom 10.11.2008 habe ich aufmerksam gelesen, nicht nur, weil wir denselben Familiennamen haben und ich wie Sie aus der Obersteiermark stamme – ein „Robert Eibl Rennfeld“ sozusagen. Und ich mag Jandl, dem Sie ein Gedicht widmen, weil sich der so sprachspielerisch im Schtzgrbn neben Ottos Mops bezwetschkigte.
Aus ihrem Allerseelengedicht werde ich allerdings nicht so recht schlau …

„2.11.1999
immerhin
ist im sarg (meist) wer drin“

Das Datum weist nicht nur auf Allerseelen, DAS christliche Toten- und Auferstandenenfest. Sondern, wie mir google mitteilt, auch auf das Champions-League-Spiel Sturm Graz vs. Manchester United. Das ging zwar – ich war im Stadion! – 2:0 für die „Reds“ aus, aber vom Tod des österreichischen Fußballs konnte damals noch keine Rede sein.
Der Tod kam ostwärts an diesem Tag: Die Gesellschaft für bedrohte Völker teilte mit, „dass russische Truppen in den eroberten Gebieten Tschetscheniens offenbar tschetschenische Männer im wehrfähigen Alter und andere Zivilisten hingerichtet haben“.
Und Hans-Joachim Preil, ein (ost)deutscher Regisseur, Autor und Schauspieler, starb am 2. November 1999 76jährig in Berlin – lag aber da wohl noch nicht in einem Sarg.
Also bitte: WER ist im Sarg (meist) drin? Und wieso „immerhin“? (Oder ist „immer hin“ gemeint?)
Mit neugierigen Grüßen,
Robert Mitscha-Eibl

Antwort am 21.11.2008:
stephan.eibel@gmx.at an treborme@gmx.at

Betreff: eibl,eibln,
lesen sie
GEDICHTE ZUM NACHBETEN
und sie werden wissen, warums zum datum kommt
erstens weil es eine art lyrisches tagebuch ist
und daraus auch dieses gedicht mit titel: 2.11.1999
zweitens weil es doch auch eine ordnung gibt
eine normalität-das übliche- gibt
zweitens verweis ich auf
luxusgedichte erschienen deuticke 3.auflage
und
drittens sofort verhaften! mein neuer roman
spielt im ersten kapitel in rom
im zweiten und dritten: eisenerz
mit vorzüglichen und unanzüglichen
verweise ich auf meine grüsse
hochachtungsvoll
dr.eibel

Adventmail 2008/04 (Briefe an…)

(geschrieben am Tag nach einer Lesung der ORF-Kulturmoderatorin C.S. aus ihrem Erstlingsroman „N.“ im Wiener Museumsquartier)

treborme@gmx.at an clarissa.stadler@orf.at, 22.7.2005
Betreff: LesuN.g
Hallo Clarissa Stadler!
Ich saß gestern in der ersten Reihe bei deiner Lesung im MQ. Hat mir gefallen, besonders der unveröffentlichte Text. Dank dir dafür. Störend fand ich nur, dass die monströse Leselampe einen Großteil deines Gesichts verdeckte.
Ich hätte dich noch gerne darauf angesprochen, wie du das hinkriegst: journalistisch zu arbeiten und parallel dazu an belletristischen Texten zu feilen. Ich bin einer jener Germanisten, denen kreatives Schreiben immer ein Herzenswunsch gewesen ist, die aber im Tagesgeschäft des Agenturjournalismus irgendwie nie dazu kommen. Das beißt sich, finde ich. Bist du einfach diszipliniert genug?
Ich verkniff mir die Frage, weil meine BegleiterInnen auf ein Achterl après drängten und du von Signierbedürftigen umgeben warst. Wollte mich nicht anstellen. „Wirkt ziemlich unnahbar“, hieß es dann am Tisch über dich, und „tough woman“. Mag sein. Aber mir sind AutorInnen lieber, die ihr Buch aufblättern und nicht gleich sich. Überrascht hat mich dann dein Schlusssatz. „Sie waren ein wunderbares Publikum.“ Eine Floskel – oder kam da was rüber?
Wie auch immer, danke jedenfalls.
Robert

clarissa.stadler@orf.at an treborme@gmx.at, 22.7.2005
Betreff: AW: LesuN.g
lieber robert,
danke für dein mail – nein, es war keine floskel, normalerweise sage ich nur „danke fürs zuhören“ – aber für mich war die gestrige lesung wirklich außergewöhnlich. ich hab jetzt ca. zehn mal gelesen, von wien bis leipzig, aber so einen abend wie gestern hab ich nicht erlebt.
ich mag keine öffentlichen auftritte (wirst du mir jetzt nicht glauben, und fernsehen ist noch mal was anderes, da ist man „geschützt“) aber gestern hat eine konzentration zwischen den menschen im publikum und mir da oben stattgefunden, die hab ich physisch spüren können.
ich hör das oft, dass ich so unnahbar oder tough wirke, ich weiss nicht warum dieser eindruck entsteht, ist vielleicht ein schutzschild.
ich hab mich jahrelang an der grenze zwischen feuilletonismus und kolumnenschreiben bewegt (N. ist praktisch nathlos aus meiner standard-kolumne „erscheinungen“ entstanden) und immer von der literatur geträumt. weil ichs mir selbst nicht zugetraut habe, war ich dann mit einem autoren liiert. dessen verleger hat mir anläßlich einer lesung gesagt, „sie wollen doch schreiben, das merkt man. wenn sie schreiben wollen, müssen sie sich irgendwann dafür entscheiden!“
im sommer 2003 wars dann so weit. der auslöser war letztendlich wut. in den jahren davor hatte sich viel angestaut…
schreiben als prozess ist ja nicht lustig, aber geschrieben zu haben ist extrem befreiend.
nein, ich bin nicht diszipliniert. ich schreibe ausschließlich nachts, meist nicht mehr als 2-3 stunden und oft wochenlang gar nicht. ich kann mir aber vorstellen, dass dein job anstrengender ist, als meiner, ich hab mich ja aus dem redaktionellen zurückgezogen und moderiere nur noch die zib-kultur.
wenn du das immer wolltest, dann schreib doch! journalismus ist ein guter brotjob, von irgendwas muss man leben. Natürlich hat das nichts mit literatur zu tun, aber man ist dauernd im training, muss sprache verdichten und formulierungen korrigieren. journalismus ist dann frustrierend, wenn man eigentlich was anderes will. mich hat deprimiert, ständig über künstler zu berichten, noch dazu oberflächlich, statt selbst was zu machen.
und die ständigen manipulationen an der wahrheit führen früher oder später zum zynismus.
also alles gute und dank dir für deine reaktion,
clarissa
ps: und wie heißt du und was machst du genau?
von wegen unnahbar…

Adventmails 2006/22 (Listen aller Art)

Hier die Liste meiner fünf Undenkbarkeiten darüber, was passieren hätte können, wenn das Listen- (Un-)Wesen schon früher unsere Kultur unterminiert hätte.

Ich wäre dafür oder auch dagegen, …

1 …weil die Lyrik irgendwann abgebogen wäre
Ingeborg Bachmann:
Die gelistete Liste
Es kommen längere Listen.
Die auf Widerruf gelistete Liste
wird sichtbar am Horizont.
Bald musst du den Schuh schnüren
und die Hunde zurückjagen in die Marschhöfe.
Denn die Eingeweide der Fische
sind kalt geworden im Wind.
Ärmlich brennt das Licht der Lupinen.
Dein Blick spurt im Nebel.
Die auf Widerruf gelistete Liste
wird sichtbar am Horizont.
Es kommen längere Listen.

2 …weil auch im großen Theater und in der Belletristik unübersehbare Spuren hinterlassen worden wären
Mutter Courage und ihre Listen: Bert Brecht
Die Unerträgliche Listigkeit des Seins: Milan Kundera
Die Zauberliste: Thomas Mann

3 …weil die Philosophie wohl eine andere Wendung genommen hätte
Ludwig Wittgenstein
Tractatus listo- philosophicus
1 Die Welt ist alles was gelistet ist.
2 Was gelistet ist, ist die Tatsache, ist das Bestehen von Sachverhalten.
3 Das logische Bild der Tatsachen ist die Liste.
4 Die Liste ist der sinnvolle Satz.
5 Der Satz ist eine Wahrheitsfunktion der Elementarlisten.
6 De allgemeine Form der Liste ist: [list].
7 Was man nicht listen kann, das muss man streichen.

4 …weil es bei anderen – wie gesagt würde – wahrscheinlich nicht so tragisch gewesen wäre
Thomas Bernhard
war von der Grazer Autorenversammlung für einen Professorentitel vorgeschlagen worden. Hier seine – fast authentische – Antwort an den zuständigen Ministerialbeamten:vom 27. März 1986:
Sehr geehrter Herr Dr. Temnitschka,
ich nehme seit über 10 Jahren weder Listen noch Titel an und naturgemäß auch nicht ihren lächerlichen Professorentitel.
Die Grazer Autorenversammlung ist eine Versammlung von untalentierten Arschlöchern.
Mit freundlichsten Grüßen
Ihr Thomas Bernhard

    5 …weil in der Popmusik das Hit-Listen bekanntlich ja tatsächlich wahr geworden ist und sich seither bis in die Texte hineinzieht
    Listen to what the man said – Wings
    Your kiss is on my list -Daryl Hall & John Oates
    Listen to your heart – Roxette
    …und so weiter

    Norbert, 43, selbständig, Berater

    Adventmails 2006/20 (Listen aller Art)

    Rudis Bücherliste 2006

    Maalouf, Amin: Der Heilige Krieg der Barbaren. Die Kreuzzüge aus der Sicht der Araber. dtv 2003.
    Die historischen Wurzeln des Konflikts zwischen dem Nahen Osten und dem Westen: Die Kreuzzüge – aus der Sicht der arabischen Welt!
    Die Erklärung des amerikanischen Präsidenten George W. Bush nach dem 11. September 2001, die USA müssten zusammen mit ihren Verbündeten einen „Kreuzzug“ gegen den Terrorismus führen, löste, insbesondere in der arabischen Welt, Irritationen aus. Dies lässt offenbar werden, welch nachhaltiges Trauma die Kreuzzüge im kollektiven Gedächtnis der muslimischen Welt hinterlassen haben. Die Fassungslosigkeit und das Entsetzen der hoch zivilisierten arabischen Welt angesichts der „barbarischen Invasoren“ aus dem Abendland spiegelt sich in nahezu allen arabischen Chroniken und Berichten aus der Zeit zwischen 1096 und 1291 wider.
    Schon gelesen: Liebe zu arabischer Erzählkunst ist von Vorteil!

    Brugger, Eveline u.a. (Hg.): Geschichte der Juden in Österreich. Ueberreuter 2006.
    Die Geschichte der Juden in Österreich ist die erste umfassende Darstellung der österreichisch-jüdischen Geschichte seit 35 Jahren. Basierend auf der in den letzten Jahren insbesondere am Institut für Geschichte der Juden in Österreich geleisteten Grundlagenforschung, präsentiert sie die neuesten Forschungsergebnisse, zahlreiche zum Teil noch unedierte Quellen und eine aktuelle Bibliografie. In dieser Gesamtschau erzählt das Autorenteam die Geschichte des jüdischen Lebens in Österreich von den Anfängen bis heute. Die Geschichte der Jüdinnen und Juden in Österreich wird als integraler Bestandteil der österreichischen Geschichte, als Geschichte des gegenseitigen Kulturtransfers auf vielen Gebieten, des engen Zusammenlebens, aber auch der Ausgrenzung und Marginalisierung durch Antijudaismus und Antisemitismus dargestellt.
    Lese ich derzeit: umfangreiches Buch. Lieber wär mir, wenn jedes Kapitel ein eigenes Buch wäre!

    Scheer, Hermann: Solare Weltwirtschaft. Strategie für die ökologische Moderne. Kunstmann 2002.
    Die Erdölvorräte gehen zur Neige; Ressourcenkonflikte schüren die „neuen Kriege“ unseres Jahrhunderts. Bei gleichzeitig steigendem Energieverbrauch rast die Welt auf eine existenzielle Krise zu. Hermann Scheer beschreibt in seinem neuen Buch die vielfältigen mentalen Barrieren, die die „ungebrochene Macht tradierten Energiedenkens“ zementieren. Er beleuchtet aber auch schlüsselhafte Initiativen, mit denen der Wechsel zu Erneuerbaren Energien gelingen kann. Der archimedische Punkt und das Leitmotiv dafür ist die „Energieautonomie“ – als vielfältig realisierbares politisches, technologisches und wirtschaftliches Konzept. Das Buch ist ein ideeller und praktischer Leitfaden für die Ablösung atomarer und fossiler Energien, die schneller und umfassender erfolgen kann, als allgemein angenommen wird – und eine Weltentwicklung nach sich ziehen wird.
    Noch nicht gelesen, aber Feuer gefangen bei einem Radiointerview!

    Mokeddem, Malika: Blaue Menschen. UT 249.
    Leila, die am Rande der algerischen Wüste aufwächst, besucht als erste Frau ihres Clans die Universität, obwohl Sittenpolizei und Tugendwächter durch die Straßen ziehen, um die erkämpften Freiheiten wieder zu beschneiden. Die Tradition ihrer Vorfahren, der „blauen Menschen“, interpretiert sie als Auftrag, immer wieder neu aufzubrechen.
    Zweimal gelesen: Wunderbar. Für mich das Buch des Jahres. Datteln, Wut, Einsamkeit, Flucht, Sand, Sonne, Großmutter, Träume, Liebe …

    Schami, Rafik: Die dunkle Seite der Liebe. Hanser 2004.
    Rafik Schami erzählt die dramatische Geschichte der Liebe zwischen Farid Muschtak und Rana Schahin, die in Damaskus von Verfolgung und Mord bedroht wird. Er spannt einen weiten Bogen über ein Jahrhundert syrischer Geschichte, in dem Politik und Religionen ein Volk nicht zur Ruhe kommen lassen. Ein Roman von ungeheurer Wucht und zugleich eine Liebeserklärung an seine Heimatstadt Damaskus.
    Schon gelesen. Bei den letzten 100 Seiten nur mehr eine Seite pro Tag, damit es möglichst lange dauert.
    Verbotene Liebe, mehr als 100 Jahre syrische Geschichte. Syrienkenntnis von Vorteil!

    Rudi, Webdesigner, Layouter, Orientreisender, Arabischlernender

    Und noch eine zweite Bücherliste:

    gute seiten schlechte seiten meiner letzten vierzehn tage
    (nach einer idee zu listen von nick hornby)

    bücher die ich gekauft habe
    pierre bourdieu: was heißt sprechen
    umberto eco: lector in fabula
    umberto eco: irrtümer der interpretation
    susan sontag: im zeichen des saturn

    bücher die ich gelesen habe
    michel foucault: das leben der infamen menschen
    julia schmitt: fotografie und realität

    bücher die ich fast ganz lese
    reclam: texte zur theorie der komik
    susan sontag: über fotografie

    bücher die ich verschenkt habe
    atlas der globalisierung
    wolf haas: ausgebremst – der roman zur formel 1

    bücher die ich morgen kaufe
    neunerhaus: noch mehr haubenküche zum beislpreis
    neunerhaus: süße haubenküche zum beislpreis

    josef, hausmann (bald so alt wie die wahlhochrechnungen im orf – also: 40)

    Adventmails 2006/05 (Listen aller Art)

    5 Best of books, die ich heuer gelesen (ein- oder mehrmals!!)

    Gut gegen Nordwind, Daniel Glattauer:
    D.G., den ich sonst nur aus seinen nicht bloß amüsanten „Standard“-Kommentaren kenne und leider nicht persönlich – Robert, ist der nicht auch ein Freund von dir? -, verschaffte mir mindestens zwei höchst vergnügliche Abende.. Achtung! Mitanwesende Personen fühlen sich vernachlässigt oder reißen einem das Buch aus der Hand…

    Der Nazi und der Friseur, Edgar Hilsenrath:
    Schluck. Lach. Ist ja ein Roman. Nicht mehr auszuhalten. Prust. Vielleicht doch noch ein Glas Rotwein, um das zu verdauen….

    Imagination als heilsame Kraft, Luise Reddemann:
    Kontrapunkt zum vorigen, nicht nur Fachbuch für PsychogInnen wie mich. Für alle, die dafür offen sind, ihre großen und kleinen Leiden in den Hintergrund und ihre Ressourcen und Kräfte in den Vordergrund rücken zu lassen. Die Autorin ist Begründerin einer Traumatherapierichtung (PITT), ich hab bei ihr eine beeindruckend schlichte und meinen Arbeitsstil verändernde Fortbildung gemacht…

    Der Grüffelo (The Gruffalo), Julia Donaldson und Axel Scheffler:
    „Kinderbuch“ in Reimen; witzig, gescheit und toll illustriert. Nachfolger „Das Gruffelokind“ find ich genauso gut. Es gibt eine in verschiedensten Tonlagen gelesene britische Version von der englischen Schauspielerin Imelda Staunton in Kassettenform. Bald kann mans fraus kinds auswendig!

    Hoch wie der Himmel, tief wie die Erde, Sylvia Wetzel:
    Sehr hilfreiche „Meditationen zu Liebe, Beziehungen und Arbeit“ aus der wunderbaren buddhistischen Ecke. Jedoch wie immer: Es gibt nix Gutes, außer…

    Elisabeth, 46, Psychotherapeutin

    Adventmail 2005/19 (warten)

    Warten

    Die Nacht ist ein Schnee gefallen
    und fällt auch am grauen Morgen noch.
    Du hast dich gehüllt so tief
    in deinen Mantel aus Schweigen.

    Ich hab mein Herz eingezogen
    zwischen seine wunden Schultern.
    Die Blumen der Sehnsucht,
    nun schlafen sie unterm dünnen Eis.

    Das klirrt wie Glas mit
    zerbrochenen, kleinen Schollen
    am windigen Ufer unserer Träume.

    Friedrich-Carl Dieskau

    Adventmail 2005/18 (warten)

    Bücher rund ums Warten:

    „Warten“. Roman. Ha Jin, dtv premium 2000
    (National Book Award 1999, PEN/Faulkner Award 2000, nominiert für den Pulitzer 2000)
    China, zur Zeit nach der Kulturrevolution. Lin Kong stammt aus der Provinz und lebt als Arzt im Armeekrankenhaus am Rande der Stadt Muji. Das Leben ist geprägt von Regeln, Vorschriften und Rangordnungen, und Lin Kong hat diese Art Leben verinnerlicht. Er ist intelligent, aber unkreativ, er denkt viel nach – sehr viel -, hat aber eigentlich nicht die Kraft, eigene Entscheidungen zu treffen.
    Auf dem Land, im heimischen „Gänsedorf“, lebt Shuyu, seine ungeliebte Frau, die er auf Drängen seiner Eltern geheiratet hat und nur während seines Jahresurlaubes sieht. Lin Kong lernt die Krankenschwester Manna Wu kennen, die sich langsam in ihn verliebt, während er sich an die freundliche, bestimmte Frau gewöhnt, und mit ihr eine distanzierte Freundschaft aufbaut, die er irgendwann für Liebe hält. Fortan bemüht sich Lin Kong, ganz ein Mann des Prinzips und der Unumstößlichkeit einmal getroffener Entscheidungen, um die Scheidung von seiner Frau – keine leichte Sache im China kurz nach Mao. Achtzehn Jahre dauert das „Warten“ auf die Trennung, während sich die Protagonisten ändern – und, natürlich, das ganze China drumherum.

    weiters:

    „Warten auf Schnee in Havanna“ von Carlos Eire, Wolfgang Müller
    Heyne (Mai 2005)
    „Der Himmel soll warten“ von Katja Henkel
    Bloomsbury (Oktober 2005)
    „Warten auf den Bumerang“, 1 Audio-CD von Joachim Ringelnatz, Robert Gernhardt, Universal Music (2005)
    „Schule ist wie Robinson – alle warten auf Freitag“,
    von David Lawrence, Brunnen-Verlag 2005
    „Warten auf die Barbaren“ Roman von J. M. Coetzee (2001, S. Fischer).
    „Warum noch darauf warten? Sextipps für Frauen“ von Sylvia de Bejar. dtv 2003
    „Wer warten kann, hat mehr vom Leben. Der entspannte Weg zu mehr Gelassenheit“ von John Selby. dtv 2004.
    Und:
    Ohne Autor: „Warten auf Weihnachten“
    Igel Records, 2003, 2 CD-Hüllen im Schuber,
    Informationen des Verlages: Mit 24 wunderbaren Weihnachtsgeschichten für Kinder zum Hören, Wundern, Lachen und Träumen wird das Warten auf Weihnachten zum wahren Vergnügen. Eine Geschichte für jeden Tag im Advent.
    Dieser „erzählende Adventskalender“ öffnet für den begeisterten Zuhörer jeden Tag eine weitere Wundertür. Bekannte Autoren wie Erich Kästner, Paul Maar, Astrid Lindgren, Christine Nöstlinger, Kirsten Boie schreiben heitere oder besinnliche Texte über die schönste Zeit des Jahres. Dazu enthält diese Weihnachtsanthologie viele Originalbeiträge junger deutscher Autoren – und als echtes Weihnachtsgeschenk von Astrid Lindgren die bislang unveröffentlichte und erstmals auf Tonträger erklingende Geschichte „Pippi Langstrumpf feiert Weihnachten“.
    Zwischen den Geschichten gibt es kleine „musikalische Weihnachtsplätzchen“ von Bach über Mozart bis Schumann, engelleicht arrangiert für Konzertharfe oder luftig fliegend für Flöte mit Klavierbegleitung: mal silbrig glitzernder Gitarrenklang, mal biblisch tönendes Gebläse.
    Spielzeit 4 Stunden 25 Minuten.