Ausflug 19.2-21.2.2025 Gourmet-Restaurant Triad, Bad Schönau ******

Das Triad ist regelmäßig unter den Top-Gasthäusern Österreichs und in NÖ schon länger an der Spitze – sowas wie das Steirereck am Pogusch in meiner Heimatregion. Und das zurecht, nimmt man die beiden Falstaff- und Gault-Millau-belobigten Abendmenüs zum Maßstab, die Teil des Zwei-Nächte-Packages waren, mit denen ich meine Liebste zu Weihnachten beglückte. Am zweiten Abend wurden wir sogar in die Küche gebeten und sahen Küchenmeister Uwe Machreich beim Dirigieren seiner Kulinarikbrigade zu. Erstaunlich stressarm ging’s dort zu, und zum Plaudern u.a. über die drei Teenagerkinder der Wirtsleute blieb auch noch Zeit („Wir machen das nicht für sie, sondern für uns…“).

„Weg der Blicke“ rund um Bad Schönau

Nicht von schlechten Eltern auch das Frühstück und die geschmackvoll eingerichteten Zimmer. Und die landschaftlich reizvolle Umgebung der Buckligen Welt lud tagsüber zu Ausflügen aus – am Freitag z.B. 16.000 Schritte rauf zum und rund um den 896m hohen Hutwisch. Fazit: nichts für Sparmeister, aber für bewegungsfreudige Feinschmecker!

27.1.25 Ausstellung „Erwin Wurm. Die Retrospektive zum 70. Geburtstag“, Albertina modern *****

Kunst darf Spaß machen, schrieb ich auf Instagram über diese Hommage an den fünf Jahre vor mir in Bruck/Mur geborenen internationalen Kunststar. Viele kennen seinen gesellschaftskritischen Arbeiten wie die „Fat“-Skulpturen, die kleinbürgerliche Statussymbole wie Autos oder Einfamilienhäuser in einem „verfetteten“, aufgeblähten Zustand zeigen. Vergnüglich sind auch seine „One Minute Sculptures“, bei denen sich das Publikum selbst in einen Kunstkontext einbringen darf. Ich tat das auf einem Podium mit Polizeikappe, ein Museumswächter fotografierte mich in Stopp-Pose. Das postete ich zum Gaudium mancher Follower:innen später in den Social Media mit dem Text „Stopp, Trump! Lange sehe ich mir das nicht mehr an!“

Dieses Foto postete ich mit dem Kommentar „Stopp Trump!
Lange sehe ich mir das nicht mehr an…“ auf Facebook

Elizabeth Strout: Am Meer (Luchterhand 2024) *****

Mein erster Pandemie-Roman: Die Pullitzer-Preisträgerin (2009 für „Olive Kitteridge“) lässt Schriftstellerin Lucy Barton und ihren Ex-Mann William aus New York, wo sich bereits die Covid-Todesopfer häufen, nach Maine in ein Haus in einem abgeschiedenen Küstenort fliehen. Das Paar ist seit Jahren geschieden, die beiden erwachsenen Töchter und deren eigene Probleme fließen in die Handlung rund um das sich wieder annähernde ältere Paar ein. Die studierte Rechtswissenschaftlerin Strout schreibt abseits von „Juristendeutsch“. Es gibt viele kurze Erzähleinheiten, Gedankenschnipseln und Plauderton wie aus einem Notizbuch. Das zerhackt das Geschehen aber nicht etwa, sondern weckt Lust, sich in diesem Erzählstrom einzurichten.
Alle handelnden – und nachdenkenden – Figuren sind dabei glaubhaft und nachvollziehbar geschildert, sie werden einem in Freud und Leid bald vertraut. Das liest sich richtig gut und kommt ganz ohne literarischen Gestus aus. Macht Appetit auf die drei anderen Bücher der Strout, in denen Lucy Barton bereits im Mittelpunkt steht.

„Der Mauretanier“ (Kevin Macdonald, GB/USA 2021) ***** 17.2.25 (Netflix)

Filme von Streaming-Plattformen kommen hier eigentlich nicht vor – aber in diesem Fall mache ich eine Ausnahme. Denn „Der Mauretanier“ ist einer jener Filme, die mich zum Weinen bringen: aus Wut darüber, was Recht brechende Vertreter eines an sich demokratischen Staats ungestraft anderen antun können; und aus Berührtsein darüber, wie manche aufrechten Persönlichkeiten auch unter widrigsten Bedingungen humane Größe oder auch nur menschliche Gesten zeigen.
Der Film basiert auf dem Guantanamo-Tagebuch von Mohamedou Ould Slahi. Er wird nach den Terroranschlägen von 9/11 in Mauretanien festgenommen und ohne formelle Anklage ins US-Internierungslager Guantanamo Bay verschleppt. Man wirft dem Gefangenen Zusammenarbeit mit den Attentätern vor. Doch dem Chefankläger Stuart Couch (Benedict Cumberbatch) kommen Zweifel an Mohamedous Schuld, erst recht, als er – wie Mohamedous Rechtsanwältin Nancy Hollander (Jodie Foster) erkennt, dass seine Geständnisse durch Folter erzwungen wurden. Diese werden in Rückblenden drastisch gezeigt, mir ging es dabei wie beim Besuch des KZ Ravensbrück, der menschliche Abgründe offenbarte.
Der deutsche Filmdienst, dessen Wertungen ich im Allgemeinen sehr schätze, kritisierte die „streckenweise biedere, oft etwas träge Inszenierung“ Macdonalds und verlieh nur 2 von 5 Sternen. Ich komme vor dem Hintergrund dessen, was sich in der Ära Trump II gerade in den USA abspielt, zu einer anderen Wertung: politische Bildung, wie sie sein soll.

14.2.25 „Zehn Jahre magdas Hotel“

Die Caritas Wien hatte allen Grund zu feiern: Seit einem Jahrzehnt betreibt sie, „nicht auf Gewinn ausgerichtet, sondern auf Menschen“, ein Social Business. Soll heißen: sinnstiftende Arbeitsplätze und eine fundierte Ausbildung für Menschen mit Fluchthintergrund, die hier in der Wiener Ungargasse zu professionellen Gastgeber:innen werden. Von der Professionalität der Küche konnte ich mich bei diversen Brunch-Besuchen (Empfehlung!) bereits mehrfach überzeugen, Geschäftsführerin Gabriele Sonnleitner kenne und schätze ich seit ihrer Zeit bei der Caritas Österreich.
Das Jubiläumsfest an diesem so sympathischen Ort mit originell eingerichteten Zimmern war liebevoll vorbereitet, es gab wohlschmeckende Snacks und Drinks, Musik im Parterre und im 7. Stock, gute Gespräche mit alten Bekannten. Ich bin sicher. Hier wird der magdas-Wahlspruch „stay open minded“ weiter hochgehalten.

Kurzurlaub 28.1.-31.1.25 Bad Tatzmannsdorf, Reduce Hotel Thermal

Unsere erste Reise als Pensionisten-Ehepaar – in ein Thermenhotel, in dem wir den Altersdurchschnitt wohl um einiges senkten. Nach dem Frühstücksbüffet zweimal Sport (Joggen im burgenländischen Umland), dann kleines Mittagessen mit Suppe und Salat, ab 14h Nachmittagsjause mit Kuchen und Fruchtsäften, abends 4-Gang-Wahlmenü plus Käse. Und natürlich Schwimmen in den warmen Thermalbecken, Saunieren mit Duftöl-Aufguss, lesen, entspannen, lang schlafen in den geräumigen Zimmern. Ein Tipp für alle, die dorthin fahren: Kaffee bei Kaplan am Kurpark, plus beste Krapfen des Burgenlandes. Also ohne Sport hätte ich dort noch mehr zugenommen als den einen Kilo plus nach der Heimkehr…

Ohne Worte, ohne Stress

Johanna Grillmayer: “Ein sicherer Ort” (Müry Salzmann Verlag 2024)****

Ich bin voreingenommen: Denn ich mag und schätze Johanna Grillmayer und die Gespräche mit ihr (Wie schafft sie es, als Journalistin die Zeit und Energie fürs Bücherschreiben aufzubringen??). Das Thema ihres ersten („That’s life in Dystopia“) und ein Jahr später erschienenen zweiten Buches ist, wie eine überschaubare Gruppe von Frauen, Männern und immer mehr Kindern mit einer nicht näher beschriebenen Katastrophe zurechtkommt, die den allergrößten Teil der übrigen Menschheit vernichtet und zivilisatorischen Errungenschaften, ja Selbstverständlichkeiten den Boden entzieht. Wovon sich ernähren, wenn auch haltbare Konserven ausgehen? Wie leben, wenn Häuser und Verkehrswege allmählich verfallen? Worauf im Zusammenleben Wert legen, wie sich auf was einigen? Wie mit Konflikten, ja Gewalt umgehen, wenn es keine regulierenden Instanzen mehr gibt?
All das anhand der davor in Wien lebenden Jola, ihrer zwei Männer Jakob und Marek und weiterer Gefährt:innen nachzuvollziehen ist spannend und lässt immer wieder darüber nachdenken. Worauf kommt’s an? Und wäre ICH dem Kampf ums Überleben, dem Ringen ums gute Leben gewachsen? Im ersten Band funktioniert das besser als im zweiten, fand ich. In „Ein sicherer Ort“ vermisste ich etwas die nuancierte Charakterzeichnung der Hauptpersonen. Rückblenden in die Zeit „VdE“ (vor dem Ereignis) sind rar, hätten vielleicht das Verständnis für das Agieren danach vertieft. Figuren wie die „Dorfvorsitzende“ Em oder der zwischendurch inhaftierte Gewalttäter Sepp hätten sich mehr Differenziertheit verdient. Unnötig anstrengend fand ich, dass Handlungsbögen durch das Wechselspiel verschiedener Zeitebenen und Perspektiven immer wieder unterbrochen werden und die Fortsetzung erst Seiten später folgt.
Wie schon das erste endet das zweite Buch mit einem Cliffhanger. Erst die angedeutete Übersiedlung der Gruppe vom Ex-Hotel im Alpenvorland ins Burgenland, nun die erfolgreiche Wiederinbetriebnahme einer Bahnlinie in die Steiermark. Offen bleibt, was die ausgeweitete Mobilität für das Dorf bedeutet, ob sich der reuige (?) Sepp in die Gemeinschaft integriert, ob das improvisierte Gerichtsverfahren nachhaltige Wirkung erzielt. Werden diese Fragen im schon geschriebenen dritten und vierten Buch beantwortet?