Ich bin voreingenommen: Denn ich mag und schätze Johanna Grillmayer und die Gespräche mit ihr (Wie schafft sie es, als Journalistin die Zeit und Energie fürs Bücherschreiben aufzubringen??). Das Thema ihres ersten („That’s life in Dystopia“) und ein Jahr später erschienenen zweiten Buches ist, wie eine überschaubare Gruppe von Frauen, Männern und immer mehr Kindern mit einer nicht näher beschriebenen Katastrophe zurechtkommt, die den allergrößten Teil der übrigen Menschheit vernichtet und zivilisatorischen Errungenschaften, ja Selbstverständlichkeiten den Boden entzieht. Wovon sich ernähren, wenn auch haltbare Konserven ausgehen? Wie leben, wenn Häuser und Verkehrswege allmählich verfallen? Worauf im Zusammenleben Wert legen, wie sich auf was einigen? Wie mit Konflikten, ja Gewalt umgehen, wenn es keine regulierenden Instanzen mehr gibt?
All das anhand der davor in Wien lebenden Jola, ihrer zwei Männer Jakob und Marek und weiterer Gefährt:innen nachzuvollziehen ist spannend und lässt immer wieder darüber nachdenken. Worauf kommt’s an? Und wäre ICH dem Kampf ums Überleben, dem Ringen ums gute Leben gewachsen? Im ersten Band funktioniert das besser als im zweiten, fand ich. In „Ein sicherer Ort“ vermisste ich etwas die nuancierte Charakterzeichnung der Hauptpersonen. Rückblenden in die Zeit „VdE“ (vor dem Ereignis) sind rar, hätten vielleicht das Verständnis für das Agieren danach vertieft. Figuren wie die „Dorfvorsitzende“ Em oder der zwischendurch inhaftierte Gewalttäter Sepp hätten sich mehr Differenziertheit verdient. Unnötig anstrengend fand ich, dass Handlungsbögen durch das Wechselspiel verschiedener Zeitebenen und Perspektiven immer wieder unterbrochen werden und die Fortsetzung erst Seiten später folgt.
Wie schon das erste endet das zweite Buch mit einem Cliffhanger. Erst die angedeutete Übersiedlung der Gruppe vom Ex-Hotel im Alpenvorland ins Burgenland, nun die erfolgreiche Wiederinbetriebnahme einer Bahnlinie in die Steiermark. Offen bleibt, was die ausgeweitete Mobilität für das Dorf bedeutet, ob sich der reuige (?) Sepp in die Gemeinschaft integriert, ob das improvisierte Gerichtsverfahren nachhaltige Wirkung erzielt. Werden diese Fragen im schon geschriebenen dritten und vierten Buch beantwortet?