RME schreibt weiter …

Hervorgehoben

RME lautete mehr als 30 Jahre lang mein Kürzel als Nachrichtenredakteur. Seit Anfang 2025 pensioniert, arbeite ich, Robert Mitscha-Eibl, nicht mehr mit, sondern (als) freier. Und ich schreibe weiter Artikel, Kommentare, Kulturkritiken, Reiseberichte, Adventmails. Über Themen, die mich (und vielleicht auch dich) interessieren. Weil mich das geistig rege hält, es mir Spaß macht und ich mich gerne mit Freund:innen über Gott und die Welt austausche. Und auch, weil das hier etwas ist, mit dem ich mich bei meinen Nachkommen in Erinnerung halten möchte.

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RME liest ...
RME liest: Buchkritiken v.a. Belletristik, aber auch Fachliteratur, Graphic Novels …
Robert schreibt ...
RME schreibt: Artikel aus näherer Vergangen-heit, Kommentare …
FILM. Robert sieht ...
RME sieht: Filme, z.B. mit meiner Kinorunde, vereinzelt auch Gestreamtes …
MUSIK. Robert hört ...
RME hört: Favoriten und Entdeckungen im weiten Feld der Musik, Konzertbesuche …
AUSSTELLUNG. Robert besucht ...
RME besucht: Aus-stellungen, Theater, Events …
KOMPASS. Fobert fährt nach ...
RME fährt nach: Reiseberichte über Ausflüge/Urlaub …
ADVENT. Robert adventmailt ...
RME adventmailt: gesammelte Adventmails, die ich seit 2003 alljährlich versende …
TERMINE. Robert kündigt an ...
RME kündigt an: Termine/Events, bei denen ich über Begleitung froh wäre …
MEIN LEBEN. Robert biographiert: Erzählenswertes aus meinem Leben
RME biographiert: Erzählenswertes aus meinem Leben

„Ich hielt immer kritische Distanz zu Gottes Bodenpersonal“

Wer mehr als drei Jahrzehnte bei einem katholischen Medium arbeitet, hat jede Menge kirchlicher Zeitgeschichte aus nächster Nähe erlebt… Robert Mitscha-Eibl gibt im Selbstinterview authentischst Auskunft

Wien, 16.01.2025 (KAP) Kathpress: Wer mehr als drei Jahrzehnte bei einem katholischen Medium arbeitet, hat jede Menge kirchlicher Zeitgeschichte aus der Nähe erlebt. Was waren denn deine persönlichen Highlights und Tiefpunkte als Kathpress-Redakteur?
RME: Es begann gleich mit einer Reihe von Tiefpunkten der österreichischen Nachkriegskirchengeschichte: Bischof Kurt Krenn – vor seiner Weihe im Stephansdom war ich damals bei der KJÖ Beschäftigter einer der Demonstranten, die sich ihm in den Weg legten – sorgte mit markigen Sprüchen immer wieder für Aufregung, z.B. als er eine Art Missio Canonica für Religionsjournalisten forderte. Und im Frühjahr 1995 brach die Causa Groer los, in der anfangs auch Bischöfe wie Schönborn oder Krätzl äußerst unglücklich agierten. Die Missbrauchsskandale danach waren ein weiterer Tiefschlag, auch wenn die Kirchenleitung in Österreich dann ab 2010 tadellos darauf reagierte.
Kathpress: Und die Highlights?
Nun ja, viele Begegnungen mit charismatischen Persönlichkeiten wie dem haitianischen Bischof Willy Romelus, Chiara Lubich oder Erwin Kräutler, Interviews mit Sympathlern wie Hubert von Goisern oder Michael Köhlmeier, das freundschaftlich gewordene Verhältnis zu Paul Zulehner und die Teilnahme an Kathpress-Reisen in den Irak, nach Rumänien oder in die Schweiz.
Gern denke ich auch an die Wahl von Jorge Mario Bergoglio zurück, die ich im Konferenzzimmer der Kathpress am TV-Bildschirm gemeinsam mit Bischof Kapellari mitverfolgte und über seine ersten Worte als Papst „Buona sera“ schmunzelte.
Kathpress: Du kommst doch als gebürtiger Obersteirer aus einem recht unkirchlichen Milieu. Wie kam es dazu, dass du zum Lohnschreiber der Kirche wurdest?
RME: Stimmt, da, wo ich herkomme, ging man als Jugendlicher eher zur SJ – so wie meine Schwester – als zur Jungschar. Für mein Umfeld war es schon überraschend, dass ich neben Germanistik auch Theologie studierte, verbunden mit dem Berufswunsch Religionslehrer. Allerdings stellte sich nach drei Jahren in der Schule heraus, dass ich beim Schreiben besser aufgehoben bin als beim Reden. Über das Standbein Öffentlichkeitsarbeit, das ich auch während der Unterrichtstätigkeit bei der Katholischen Jugend Österreichs behielt, landete ich bei der Katholischen Medienakademie und in meinem ersten Praktikum bei der Kathpress. Der dortige Chef Erich Leitenberger bot mir eine Stelle an – trotz der Bedenken wegen meiner vorangegangenen Mitarbeit bei „Kirche In(tern)“. Als junger, feministisch infizierter Familienvater werkte ich erst 30 Wochenstunden, ab meinem 40er dann in Vollzeit.
Kathpress: Mit Erich Leitenberger war dein Verhältnis ja nicht immer friktionsfrei…
RME: Stimmt. Anfangs höflich distanziert, ich litt unter seinem mich demotivierenden Führungsstil: wenig Kommunikation mit der Redaktion – anrufende Journalisten bekamen News viel eher mit als seine eigenen Mitarbeiter; viele „leere Kilometer“ durch Artikel, die ungelesen auf dem Hocker des Chefs verendeten. Und später, als ich Betriebsrat im Hinblick auf den absehbaren Chefredakteurswechsel wurde, gab’s einmal einen Eklat, als Leitenberger die da schon abwesende Sekretärin Gertrude Kaufmann unflätig wegen ihres Heimgehens beschimpfte. Sie hatte davor bis weit über ihren Dienstschluss hinaus aufs „Kleben“ des Tagesdienstes gewartet, während der Chef im Hof mit viel wichtigeren Personen plauderte. Es kam immer wieder vor, dass die Kaufmann nicht wusste, wann ihr Arbeitstag endet, und ich hatte sie an diesem Tag ermutigt, einfach zu gehen und den Tagesdienst – was öfters vorkam – erst am nächsten Morgen zu kleben.
Ich zolle „LEI“ viel Respekt für sein journalistisches Know-how, sein umfangreiches Wissen und seine Loyalität gegenüber sehr unterschiedlichen Bischöfen; aber als Chef war er für mich ein Hemmschuh. Unter einem Teamplayer wie Paul Wuthe konnte und kann ich mich viel mehr entfalten, ich genoss sein Vertrauen in die Eigenverantwortung seiner Leute und hatte ganz einfach viel mehr Freude an der Arbeit.
Kathpress: Wobei die Stimmung und der Zusammenhalt unter den Kollegen – wie es hieß – eigentlich immer gut war, oder?
RME: Absolut. Zu Beginn hab ich von Peter Musyl und auch von Andi Dobersberger, der Komplexes immer sehr gut verständlich vermitteln konnte, viel gelernt. Es waren immer hochkompetente, nie engstirnige und – was ich sehr schätze – auch sehr humorvolle Kollegen (Kolleginnen gab’s erst später) im Team. Es ist oft der „Schmäh g’rennt“ und tut das ja auch heute noch, siehe die oft kabarettistisch anmutenden Teams- und Whats-App-Chats. Besonders erwähnen möchte ich auch noch die regelmäßigen Fußball-Matches zwischen „Partizan Kathpress“ und „Lokomotive Luther“, die immer viel Spaß machen.

Bei einem der vielen „Kathkicks“ – Schusshaltung allerdings nicht optimal

Kathpress: Apropos Spaß: Es geht das Gerücht, dass dein Hang zur Satire dir beim Theologiestudium in Graz fast zum Verhängnis geworden wäre.
RME: „Verhängnis“ ist wohl zu dramatisch. Aber ja, es stimmt: Ich studierte kombinierte Religionspädagogik und Germanistik in Graz und sorgte bei Laientheologenfesten mit Reimen wie „Als Jesus nach Judäa kam,/ da wurden Blinde taub und lahm“ oder „Kaum war Zacharias blind,/ bekam Elisabeth ein Kind“ immer wieder für humoristische Einlagen. Einmal gab’s ein richtiges Kabarettprogramm, in dem ich u.a. als klerikaler Sonntagsprediger auftrat. Obwohl offenbar selbst verklemmt, ermunterte ich mein Publikum, sich als Glieder der Kirche ganz der Welt zu öffnen, ungeniert auf die Menschen zuzugehen – und bei all dem hatte ich sichtbar für alle meinen Hosenstall geöffnet und gewährte Einblick auf meine weiße Unterwäsche. Die jungen Theologinnen und Theologen bogen sich vor Lachen, aber die Verantwortlichen – das Fest fand im katholischen Münzgrabenheim statt – waren not amused. KHG-Chef Schnuderl, Generalvikar Städtler und auch Bischof Weber, der von einem Mix aus Obszönität und Blasphemie sprach, stellten den Kabarettist:innen in Aussicht, sie würden keine kirchliche Anstellung bekommen.
Doch das Ganze beruhigte sich wieder, und ich entzog mich allen hochnotpeinlichen Folgen dann ja durch „Flucht“ nach Wien. Was aber nichts mehr mit dem Skandalkabarett zu tun hatte, sondern mit meiner in Wien lebenden Freundin und einem von Herbert Beiglböck angebotenen Zivildienstjob bei der KJÖ.Kathpress: Aber „Glieder der Kirche“ mit Unterleiblichkeit zu verknüpfen – hat das nicht wirklich etwas Blasphemisches?
RME: Ach was. Ich berufe mich da aufs Konzil, das ja auch dafür steht, sich der Welt zu öffnen und dafür ein eigenes Dokument – „Gaudium et Spaß“ – veröffentlichte … war ein Scherz.

Das Bild täuscht. Fad war’s in der Redaktion selten.

Kathpress: Zuletzt noch die Gretchenfrage: Wie hältst du’s mit der Religion?
RME: Also der Jesus hat mir immer schon getaugt. Die wechselseitige Sympathie hat sich während des Theologiestudiums in Graz noch vertieft, durch mein Engagement bei den Laientheolog:innen und meine Präsenz in der KHG war das meine wohl frömmste Zeit mit auch mystischen Erlebnissen. Allerdings war ich nie ein „Hundertprozentiger“, Zweifel gehört für mich zum Glauben dazu, und Dogmen wie die formelhaft ausgefeilte Trinität, Marias immerwährende Jungfräulichkeit oder die „Verwandlung“ von Brot in den Leib Christi mittels Hokuspokus (lat. Hoc est Corpus) leuchten mir nicht wirklich ein. Aber ich denke nicht, dass mir Gott oder die Göttin das übel nimmt, wenn er/sie mich wie ein Elternteil seinen Sohn liebt. Und davon gehe ich aus, bin überzeugt, dass das eine tragfähigere Lebensgrundlage ist als Agnostizismus oder auch bloßer Humanismus.
Dieser mein andere Sichtweisen respektierender und wenig missionarisch ausgerichteter Glaube ist durch Krisen oder Skandale in der Kirche nicht erschütterbar. Auf Gottes „Bodenpersonal“ hatte ich immer einen recht kritisch-distanzierten Blick. Was ja nicht das Schlechteste für einen Agenturjournalisten ist.

Grödnertal, 21.-27.7.25

Hinfahrt übers deutsche Eck, retour dann über Kärnten.

Südtirol – das klingt nach großartigen Berglandschaften mit vielen Wandermöglichkeiten und einer Küche, die Tiroler Bodenständigkeit mit italienischer Finesse verbindet. Und wir wurden nicht enttäuscht: Das familiengeführte Hotel Grien hoch über St. Ulrich, dem Hauptort des Grödnertals, bietet Luxus zu einem fairen Preis. Wobei: Wir nutzten einen vor drei Jahren erworbenen Gutschein, der unseren HP-Aufenthalt mehr als preiswert machte. Die Wirtsleute Rainer und Monika Avesani legen bei den reichhaltigen Mahlzeiten, im (von uns wegen der Hitze ungenutzten) Wellnessbereich und bei der Zimmer- und Gartengestaltung Wert auf Qualität. Von unserem Hotelzimmer aus ein grandioser Blick auf den wie eine Bischofsmütze hoch aufragenden Langkofel und dahinter die Weltcup-Abfahrtsstrecke von der Saslong. Der Hotelbus mit dem supernetten nordmazedonischen Fahrer Hasim brachte uns in den Ortskern, zu den Bergbahnen auf die Seceda und auf die Seiser Alm.

Blick vom Hotel Grien aus auf den Langkofel

Aber der Reihe nach. Am Samstagfrüh Aufbruch, ca. siebenstündige Fahrt via Salzburg, Innsbruck, Brenner nach Sterzing, wo wir in der Neu- bzw. Altstadt, wie die zentrale, durch den alten Stadtturm getrennte Fußgängerzone heißt, eine Kaffee- und Einkaufsrast machten. Das Wetter so, wie es den Rest der Woche bleiben sollte: sommerlich warm und auch auf Höhe der 5.000-Einwohner-Marktgemeinde St. Ulrich mehrmals über 30 Grad heiß.

Seceda und Seiser Alm – HÖHEpunkte des Urlaubs

Unsere erste Unternehmung führte mit der Seceda-Bahn auf 2500 Meter Seehöhe und an Plätze, von denen man rundum die Bergwelt der Dolomiten bewundern kann. Unsere Gastgeberin Monika hatte gemeint, es gebe dort eine knieschonende Rundwanderung zur Seilbahn, die dann wieder hinunter nach St. Christina führt. Nun ja, schonend vielleicht für sie, vor allem für die etwas kniemarode Claudia war es eine ziemliche Challenge, der Kreuzbandeinriss vom Vorjahr und die Knorpelabnützung machten sich in den nächsten Tagen bemerkbar. Und auch ich hatte nach dem überwiegend Bergabgehen leichten Muskelkater – Joggen in der Ebene ist halt eine sehr andere Belastung. Doch die Ausblicke entschädigten für alle folgenden Wehwehchen. Dazu blühender Enzian, spektakuläre Felsformationen, schwebende Paraglider, köstliche Käseknödel mit Krautsalat auf der Troieralm u.a.m. Kein Wunder, dass sich zig Tourist:innen all das nicht entgehen lassen. Überrepräsentiert solche aus Ostasien, die gefühlt jeden Grashalm fotografieren (sofern sie mit dem Posíeren in Brautkleidung fertig sind).

Wir schafften laut Handyzähler 19.000 Schritte in etwa drei Stunden reiner Gehzeit. Die letzte Etappe führte von der Talstation in St. Christina zum Bus, der uns zurück nach St. Ulrich brachte – vorbei am Hotel von Isolde Kostner, die wie Luis Trenker und Giorgio Moroder ein Spross des Grödnertals ist.
Dazu eine Kuriosität: mehr als 270 Einwohner:innen St. Ulrichs heißen Moroder, je mehr als 200 Demetz oder Kostner. Dem Bergsteiger und Filmemacher Luis Trenker ist in seiner Heimatstadt aktuell eine Ausstellung gewidmet, eine weitere zeigt kunstvolle Holzschnitzereien aus dem Grödnertal, viele davon mit sakralen Motiven.
Am Montag war Erholung und Schonung nach der Vortagsbergtour angesagt. Claudia und ich spazierten durch St. Ulrich, wie fast immer hieß es „due cappuccini per favore“ (wobei hier auch fast alle Deutsch sprechen). Angesichts der Mühe, die Claudia mit dem Stiegensteigen hatte, empfahl sich auch am Dienstag der Verzicht auf eine Bergwanderung – wir besuchten, wie schon vor drei Jahren anlässlich meiner Südtirol-Drautal-Radtour – Bozen. Bei wieder großer Hitze flanierten wir durch die hübsche Innenstadt. Claudia erwarb ein fesches Ensemble mit Hose, Sakko und Leibchen, dazu eine Weste. Süditalienische Atmosphäre genossen wir in der Osteria Dai Carretai (Empfehlung!). In der reichhaltig bestückten Gärtnerei Schullian kauften wir Balkonpflanzen und Zitronenbäumchen. Bei einem weiteren Stopp im Eurospar von Bozen wurden wieder mal Unterschiede bei der Kauflust von Claudia und mir offensichtlich, Mitbringsel gibt’s jedenfalls genug 😉. Nicht dabei: Dessous, obwohl ein entsprechender Laden augenzwinkernd mit „Heute frische Unterhosen“ warb.

Am Abend gab’s im Hotel Grein noch Aufregung: lauttönendes Tatütata wegen eines Brandes einer Landwirtschaft in Wolkenstein, für dessen Eindämmung alle örtlichen Feuerwehrkräfte ausrücken mussten. Das Internet verriet. Nur Sach-, kein Personenschaden.
Claudias Knie erholten sich. Der letzte volle Tag im Grödnertal erlaubte einen Ausflug auf die Seiser Alm (die wir bereits vor drei Jahren kennengelernt hatten). Die größte Hochalm Europas bietet Wanderwege ohne Ende vor der Kulisse von Rosengarten, Schlern, Langkofelgruppe u.a. Nach der ersten Teilstrecke ab der Seilbahn-Bergstation blieb Claudia samt Wanderstöcken auf einem Liegestuhl der Sanonhütte, ich machte zwei Stunden weiter eine Tour runter zum Hotel Saltria. Die Wege sind allesamt gepflegt, eigene gibt’s für die zahlreichen Radler:innen. Als ich einem unberechtigt fahrenden Mountainbiker „You must not go here!“ zurief, antwortete der Jugendliche ungerührt. „I wohn do!“.
Claudia und ich trafen uns wieder bei der Bergstation, ich hatte zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als 19.000 Schritte auf dem Zähler – und war happy über den schönen Tag.

Wanderparadies Seiser Alm

Rückfahrt mit Übernachtung in Kärnten

Am Donnerstag nach dem schon gewohnt üppigen Frühstück Aufbruch in die Berge, um auf der Heimfahrt via Kärnten noch im nächstjährigen Olympiaort Cortina d’Ampezzo vorbeizuschauen. Distanz von St. Ulrich. 77 km über drei spektakuläre Dolomitenpässe: Sellajoch, Pordoijoch und Falzarego-Pass. Wir halten mehrmals, um zu staunen – auch über die vielen Radfahrer:innen, die die Mühen des Höhenmeter-Sammelns nicht scheuen.
Cortina ließen wir dann aber nach einer Innenstadtumrundung links liegen. Zu viele Baustellen, kaum Parkflächen und jetzt schon überlaufen. Stattdessen Halt an einem heruntergekommenen Gasthaus in Landro, einem Nobelziel der K.u.K.-Zeit mit Blick auf die Drei Zinnen.

Dann wieder Österreich, nach dem Puster- das Drautal. Kurzer Stopp bei der schönen Kirche im Örtchen Berg, wo ich auf meiner Drautal-Radtour schon mal übernachtete. Die brütende Hitze ließ uns das Übernachtungsquartier anpeilen – in Gmünd, halb so groß wie St. Ulrich, aber eine Stadt. Und zwar eine, die auf ihr Kulturleben zurecht stolz ist: viele Galerien, David-Hockney-Ausstellung und eine Vernissage, bei der wir kurz reinschauten. Davor aber noch eine echte Entdeckung: Der Berggasthof „Da Graf“ (www.dagraf.at) hoch über dem Maltatal mit Blick in die Nockberge und die Hohen Tauern ist einen Abstecher wert, wenn man in der Gegend is(s)t. Claudia genoss einen bunten Blattsalat mit Früchten, ich eine sensationelle Hirschlasagne.

Wirtin: „Mein Mann kann alles, nur keine kleinen Portionen“

Am Freitag, dem letzten Urlaubstag (in Ostösterreich letzter Schultag und erster Trainingstag für den Österreich-Formel1-GP in Spielberg). Heimfahrt über St. Michael im Lungau, das Murtal – an tausenden parkenden Formel1-Fans vorbei – und den Semmering. Brütende Hitze in Wien, aber: Die Zimmer- und Balkonpflanzen haben überlebt und: It‘s good to be home again.

Radtour Schützen a.G. – Sopron – Rust – Donnerskirchen, 15.6.25

„Tagesausflug nach Sopron/Ödenburg“ mit „Fressi- und Trunkgutschein“ stand auf dem Blatt in schwer leserlicher Schrift, das ich von meinen (längst nicht mehr nur) Kinofreunden Rudi und Josef zum 65er bekam. 8 Monate nach dem Anlass kam es zur Umsetzung, am bisher heißesten (Sonn!)Tag des Jahres und außen uns drei Männern auch mit weiblicher Bereicherung (Babsi, Ines, Elfriede, Helena). Aufbruch war bereits um 7.09 am Wr. Hbf., es konnte somit in Schützen am Gebirge noch bei angenehmen Temperaturen losgehen. Ich der einzige mit E-Bike, drei mit ziemlich neuen Gravelbikes, von denen ich zwei auf der langen Geraden zum historischen Paneuropa-Picknickplatz an der ungarischen Grenze ausprobieren durfte. Coole Geräte, das, um mehr als die Hälfte leichter als mein Rad, damit kann man flott unterwegs sein. Schaltung gewöhnungsbedürftig, ebenso das vergleichsweise instabile Fahrverhalten. Und für meine zwei bis drei Wochen langen Radtouren irgendwo in Europa bleibe ich lieber bei meinem bewährten Cannondale.
Aber das nur am Rande. Vorbei am Tómalom-Badeteich und quer durch ein kühles Waldstück kamen wir an die Ortsgrenze der schönsten burgenländischen Stadt (würde mich interessieren, wieviele Bürger:innen es später bedauerten, dass sie sich bei der Volksabstimmung 1921 für den Verbleib in Ungarn und gegen das geschrumpfte Österreich entschieden). Ich war bisher schon drei Mal in Sopron/Ödenburg und war wieder beeindruckt vom markanten Feuerturm, den mittelalterlichen und barocken Patrizierhäusern am Hauptplatz (Fő tér) der Altstadt. Von den 60.000 Einwohner:innen ließen sich allerdings nur wenige blicken. Gut 30 Grad Celsius zu heiß?

Nach Kaffee, einem Spaziergang durch das Zentrum und einem Mittagessen im Kellergewölbe-Lokal Gyógygödör Borozó teilte sich die siebenköpfige Gruppe: Drei wollten mit dem Zug von Sopron zurück nach Wien, die Gravelbiker:innen und ich hatten noch längst nicht genug: zurück zu Waldstück und Tómalom-Teich, dann aber rechts weg zum Höhenmetersammeln auf dem Radweg nach Mörbisch mit schönen Ausblicken auf den Neusiedler See. Auf der Ebene ging’s mit 25-30 Sachen dahin, der Speed von durchschnittlich 13,5 km/h zu siebent wurde pulverisiert. Stopps an zwei Bäumen mit köstlichen Leithagebirge-Kirchen und dann für einen Eiskaffee am Hafen von Rust. Zuletzt noch einmal Tempobolzen, um den Zug zurück nach Wien ab Bahnhof Donnerskirchen zu erreichen.
Insgesamt ca. 60 km, zwölfeinhalb Stunden nach dem Aufbruch schloss ich wieder die Wohnungstür auf. Schöner Tag, tolles Geschenk, DANKE an alle Beteiligten. Gerne wieder einmal – dann eine Rudi-Geburtstagstour…

Autofreies Siedlungsfest, 14.6.25

Jedes Jahr ein Fixum – und eine Erinnerung an meine 14 Jahre währende Mitbewohnerschaft in der Floridsdorfer autofreien Mustersiedlung: Das AMS-Fest, getragen von der Kerngruppe an Engagierten in dieser dorfähnlichen Wohnanlage um zwei Innenhöfe. Das vermisse ich seither. Nette, um Gemeinschaftsbildung bemühte Nachbar:innen, die für mehr sorgen als nur ein freundlich-unverbindliches „Guten Tag“ bei zufälligen Begegnungen im Stiegenhaus.

Es sang der seit 150 Jahren bestehende Nordbahnbundchor, es gab ein pikantes und süßes Buffet mit gespendeten Speisen, Info über ein Familienbiografie-Buchprojekt von Johannes Chudoba, Irish Folk und als Höhepunkt der Auftritt der Siedlungsband rund um Altrocker und Stromgitarrist Gerhard, mit Ex-Alkbottler Roman Gregory (auch ein Mitbewohner) als Gastsänger. Und viele Gespräche mit Leuten, die mich (und die Auftritte mit meinen Söhnen) nicht vergessen habe, obwohl ich seit mehr als sechs Jahren zwei Bimstationen weiter weg wohne.

Musikquiz im Café Helga, 12.6.25

Es ist schon ein Erfolgsformat mit hochkompetenten Mitspielenden: das von Elke, der Bassistin der Siedlungsband aus der nahen autofreien Mustersiedlung (AMS), veranstaltete Musikquiz im Café Helga, Donaufelderstraße 65. Ich hatte zwei Tage zuvor angerufen und wollte einen Tisch für Carmen, ihren Martin und mich reservieren, keine Chance, hieß es, der Laden ist voll, aber Sie können gerne vorbeikommen und sich einer unvollständigen Gruppe (max. sechs Personen) anschließen. Ich bildete schließlich mit den genannten sowie mit Martina, Chorleiterin des Nordbahnbundchors, und Anna aus der AMS ein Fünferteam an einem Stehtisch.
Rund um uns typisches Vorstadtpublikum, manche wirken „prollig“, aber hier gibt’s keine blöden politischen Ansagen, also sympathisch, meinte Elke. Und die beiden Wirtsfrauen, eine davon mit einem irre lauten Organ, echte Originale, die die Gäste mit Gratis-Liptauer und Soletti bedachten.
Das Quiz bestand aus elf Runden in verschiedenen Kategorien wie Musical, Austropop, Schweden, „kurz angespielt“ und war gar nicht einfach. Für mich/uns, wie befürchtet, die neuere Musik der 2000er-Jahre eine echte Hürde. Ältere Hadern gingen viel besser. Unter neun Teams wurden wir mäßige sechste. Aber Spaß hat’s gemacht, werde bei der nächsten Auflage im Oktober wieder hingehen.

„The White Lotus“ (HBO-Serie in 3 Staffeln auf Sky, USA 2021-2025) ****

Das Erfolgsrezept bleibt immer gleich: Schöne, reiche Menschen in exquisiten Ferienresorts offenbaren innere Leere, wenn sie im Luxus schwelgen, sich volllaufen lassen und Sex haben. Wobei sie durchaus so differenziert gezeichnet werden, dass man Verständnis, ja sogar Mitleid mit den von Konsumismus Ausgehöhlten bekommt: mit dem Familienvater, der sich für hodenkrebserkrankt hält, mit der alternden Millionenerbin, deren Verbindung mit einem vermeintlich seriösen Midwest-Unternehmer in der nächsten Staffel für sie tödlich endet, mit einem weiteren Familienvater, dem nach seiner Rückkehr aus der Idylle Ruin und Strafverfolgung drohen. Wer bei all dem meist draufzahlt, sind die Angestellten der fiktiven Luxushotelkette „The White Lotus“, die mit ihren exzentrischen Gästen so einiges mitmachen.
Die erste Staffel der vielfach Emmy-prämierten HBO-Serie, die im Juli 2021 Premiere hatte, spielt auf Hawaii, die zweite in Sizilien, die dritte in Ko Samui/Thailand in der Region, in der meine Liebste und ich unsere Hochzeitsreise genossen. Das Ambiente ist jeweils großartig. Vor allem die Schauplätze Siziliens (Taormina! Catania! Palermo!) machen Lust auf eine Visite. Und die Musik Fabricio De Andrés war eine echte Entdeckung.
Eine vierte Staffel (an der Côte d’Azur? Genfersee? Österreichische Alpen?) ist in Vorbereitung, heißt es. Dann aber ohne mich als Zuseher. Hab genug von den Schönen und Reichen.

Radtour Gaflenz – Maria Seesal – Waidhofen/Ybbs, 6.6.25

Besuch bei rekonvaleszenter Claudia in Weyer, davor ausgehend vom empfehlenswerten Gästehaus Bachner eine Radtour in der hübschen Gegend im Grenzgebiet NÖ/OÖ/Stmk. Herrliches Wetter, viel Auf und Ab (was mit dem E-Bike aber kein Problem ist), ein Teil auf dem mir schon bekannten Ybbstalradweg, den ich jeder Radlerin nur empfehlen kann.

Kurzer Stopp am Wildbadeplatz Opponitz. In the middle of nowhere und ohne Internetortung dann die Anfang des 20. Jht.s errichtete Wallfahrtskirche Maria Seesal, in der ich (alleine) Donna nobis pacem sang. Dann weiter auf der Eisenstraße mit Überbleibseln der früher hier bedeutsamen Bergbau- und Eisenindustriestandorte, Essenspause in Ybbsitz, Eisbecher in Waidhofen und retour nach Gaflenz. 70,5km in 3:14 reine Fahrzeit – ein Genuss!

„The Witness“ (Nader Saeivar, D/Ö 2024, 5.6.25 ****

Ein Tanz, der einen Sturm entfacht im von Frauenunterdrückung verseuchten Iran – diese Schluss-Szene des regimekritischen Filmes des Exiliraners Nader Saeivar gibt Hoffnung, dass sich in der „Islamischen Republik“ etwas ändern könnte. Dann aber gleich im Abspann die Namen von jungen Frauen, deren Widerstand gegen Verschleierungszwang und Entfaltungsverbot tödlich endete.
Im Mittelpunkt steht Tarlan, eine pensionierte Lehrerin und Gewerkschafterin, die Zeugin des Mordes an ihrer Ziehtochter Zara wird. Deren gewalttätiger Ehemann hatte davor verlangt, dass Zara ihre Tätigkeit als Tanzlehrerin aufgibt, weil dies für ihn als Regierungsrepräsentanten peinlich und unschicklich sei. Tarlan beschließt, den Schuldigen vor Gericht zu bringen. Aber das Recht ist in ihrer Heimat auf der Seite der Unterdrücker… „Es bleibt glühende Wut“, hieß es in der Falter-Filmkritik.
Saeivar beschrieb in den SN die Lage in seinem Heimatland wie folgt: „Stellen Sie sich ein Ehepaar vor, das sich schon die längste Zeit verachtet und hasst, aber aus verschiedenen Gründen gezwungen ist, trotzdem gemeinsam in einem Haus zu leben. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis eines Nachts entweder der Mann (die Regierung, Anm.) die Frau (das iranische Volk) oder die Frau den Mann im Schlaf ermordet. Wer wen umbringt, ist offen.“

Konzert Die SchlossCapelle, Mozart & Vivaldi, Musikverein, 3.6.25 ****

Die Ankündigung war unvollständig: Das Konzert des Ensembles mit ca. 25 Kammermusikern und Solisten unter der Leitung von Primgeiger Fritz Kircher begann mit Joseph Haydns Symphonie Nr. 74 in Es-Dur, erst danach mit der Symphonie g-Moll (KV 550) ein Hit von Mozart. Dann Pause bzw. Arbeitstag-Ende für die Bläser, die Streicher plus ein Mensch am Cembalo fidelten sich dann durch die Vier Jahreszeiten – ein Vivaldi-Evergreen, der zurecht als eines der Highlights der Barockmusik gilt. Kircher drückte dabei ziemlich aufs Tempo (wollte er seine Virtuosität beweisen? Zur ZIB2 zuhause sein?), live ist das vierteilige Werk jedenfalls beeindruckend, erst recht, wenn man dank eines Wien-Ticket-Geschenks der Ex-Arbeitskollegen in Reihe 8 sitzen darf.
Zum Ende viel Applaus. „In Wien wird so lange geklatscht, bis es eine Zugabe gilt“, merkte Kircher erläuternd an. Im prächtigen Brahms-Saal des Musikvereins viele Touristen, darunter viele Ostasiat:innen, für die Klassische Musik offenbar zu einem Wien-Besuch dazugehört.

Radtour Bernhardsthal – Wien, 1.6.2025

Krems (84 km)? Retz (ebenfalls 84 km)? Laa a.d. Thaya (70 km)? Allesamt mögliche Destinationen für einen Radausflug mit Bahnanreise und dann zurück nach Hause in die Donaustadt. Ich entschied mich für Bernhardsthal kurz vor dem tschechischen Breclav, weil es eine Fahrt durch die mir weitgehend unbekannte Region des nördlichen Weinviertels verhieß. Eine Gegend „jwd“, wie Berlinerinnen sagen würden; „janz weit draußen“. Sichtlich wenig benutzte Bahnhöfe wie jener in Drösing, Sierndorf a.d. March oder Jedenspeigen zeigten überdeutlich, dass ich mich hier „an der Peripherie“ bewegte.

Bis auf den Abschnitt Ladendorf-Schleinbach war DAS im Wesentlichen meine Strecke.

Ab Bernhardsthal ging’s flach dahin. Wenig Bäume, umso mehr Felder, kaum Straßenverkehr an einem Sonntag. Wobei: Ich radelte über gut asphaltierte Nebenstraßen bzw. Feldwege – und das blieb auch den Rest des Ausflugs mit nur wenigen Schotterabschnitten so. Bald erreichte ich die Eurovelo-9-Strecke, die von der Ostsee bis zur Adria führt und sich im ersten österreichische Teilstück weitgehend mit der Route „Breclav-Wien“ überschneidet. Das Vermeiden der Schnellstraßen führte dazu, dass die 75 km, für die ein Auto auf der A5 nach Wien eine knappe Stunde benötigt, mit dem E-Bike letztlich 104 km (um 15 mehr als meine Komoot-Planung verhieß) und knappe 5 Stunden reine Fahrzeit wurden.
Kurz vor Mistelbach kam ich beim jetzt völlig eingerüsteten Schloss Ebendorf vorbei, wo ich vor 40 Jahren bei der Landadelsfamilie Mitscha-Märheim als potenzieller Schwiegersohn vorstellig wurde und bis 2003 noch regelmäßig mit Frau und Söhnen zu Gast war. Auch der Umweg über die Innenstadt von Mistelbach erinnerte mich an diese Zeit vor der Scheidung.

Danach wurde es hügeliger und bewaldeter. Fast durchwegs aber gepflegte Radwege mit immer wieder reizvollen Aussichten wie jene auf ein blühendes Rapsfeld, für die das Weinviertel zurecht beliebt ist. Auch das Wetter passte: Während der ersten Stunde mal dichtere Bewölkung, dann aber bis kurz vor Wien frühsommerliches Warmwetter. Den Sonnenschutz hatte ich nicht umsonst eingepackt. In Ladendorf musste ich einmal ein Stück zurückradeln, weil ich zunächst irrtümlich die Route über Großrußbach erwischte, aber eigentlich nach Kreuzstetten wollte. Und nach Wolkersdorf/Obersdorf drückte ich aufs Tempo (letztlich 21,5 km/h Schnitt), denn am Himmel zeigten sich bedrohliche Gewitterwolken… zwei Minuten nach der Ankunft zuhause gingen Sturm und Hagel los.

Fazit: NÖ hat sich einmal mehr als reizvolles, gut ausgeschildertes Radlerland erwiesen. Schöne Gegend, hat trotz etwas Gräserpollenallergiebelastung viel Spaß gemacht und war sicher nicht mein letzter Ausflug ins Weinviertel.