Adventmail 2010/24 (Namenstage)

Mit Adam, „dem von der Erde Genommenen“, dem „Erdling“, fing alles an, berichtet der biblische Mythos: Geschichte, Kultur, Entwicklung der Menschheit. Als Adam mit seiner Eva, „der Leben Schenkenden“, seine Nacktheit erkannte, war der Übergang vom Tier zum Menschen ebenso vollzogen wie mit dem Verzehr der Frucht vom Baum der Erkenntnis.
Dass am Heiligen Abend nicht Jesus Namenstag hat, sondern Adam (und mit ihm alle Vorfahren des Menschensohns wie Abraham, David, Salomo…), ist Ausdruck der Überzeugung, dass mit der Geburt eines „göttlichen Kindes“ in einem ärmlichen Stall etwas Neues begann.
Was könnte das sein – jenseits von theologisch Vorformuliertem wie „Gott lässt sich radikal auf die menschliche Existenz und deren Begrenztheit ein und vollendet sie durch die Kraft der Liebe“?
Vielleicht geben wir’s bescheidener: Wie wär’s mit einem Neuanfang in Form einer Politik in Österreich, die das ausdrückliche Ziel eines „guten Lebens“ für alle verfolgt, statt Lobbys zu bedienen – und zwar „mit Liebe, Mut und Phantasie“, wie jemand während meiner Studienzeit auf das Grazer Forum Stadtpark sprayte? Wie wär’s mit einer Gesellschaft, die wieder mehr auf Solidarität setzt statt auf größtmögliches persönliches Glück? Und wie wär’s im Alltag mit mehr individueller Ausrichtung an der Frage: Was ist mir wirklich wichtig, welche Spuren möchte ich hinterlassen im Leben derjenigen, die mir wichtig sind, in Bereichen, die mir am Herzen liegen?
Ich wünsche mir heuer vom Christkind eine bessere Welt. Und vielleicht kann ich ja was dazu beitragen.
Gesegnete und besinnliche Weihnachten wünscht Euch allen herzlich
Robert

Adventmail 2010/21 (Namenstage)

In Kärnten glaubte man, in der „Thomasnacht“, der längsten des Jahres, in die Zukunft sehen zu können. Ein bei Jungbauern beliebter Brauch war das „Zaunstecken zählen“: Man nannte eine Zahl und zählte dann rechts von der Zauntür den entsprechenden Zaunpfahl ab. Dessen Aussehen sollte jenem der zukünftigen Liebsten entsprechen: jung und frisch oder alt und morsch.
In Altbayern wiederum glaubte man an die Weissagung in Träumen in jener Nacht: Wenn sich eine ledige Frau vor ihrem Bett ganz nackt auf einen Schemel stellte und folgenden Spruch aufsagte, dann sollte sie im Traum ihren künftigen Mann sehen: „Betschemel, i tritt di, heiliger Thomas, i bitt di, lass mi sehn den Herzallerliebsten mein in dieser heiligen Nacht!“
Der heilige Thomas wurde deswegen angerufen, weil der 21. Dezember traditionell dem „Ungläubigen“ unter den Aposteln gewidmet war (erst seit der Liturgiereform 1970 ist sein kath. Festtag der 3. Juli; die Protestanten blieben beim Dezembertermin). Thomas wurde wegen seiner Zweifel an der Auferstehung Jesu berühmter als andere Apostel: Erst als er – wie verlangt – die Wundmale des Auferstandenen sehen und berühren durfte, bekannte er: „Mein Herr und mein Gott!“ Immerhin: Damit erkannte er laut der Bibel als erster der Jünger die göttliche Natur Christi.
Seine Zweifel machten Thomas zum Schutzpatron der Theologen. Das gefällt mir als skeptischer Mag.theol., und ich hätte da auch ein paar Fragen in Bezug auf Glaubenswahrheiten – Fragen, die mir das Studium nicht schlüssig beantworten konnte: Wofür hat Jesus sich selbst gehalten? Steht Gott auf stellvertretendes Leid? Warum nützt er seine Allmacht nicht für unschuldige Tsunami-Opfer? Und wer bitte soll das mit der Trinität verstehen?

Adventmail 2010/19 (Namenstage)

Die „Noah“ ist eine weiße Rebsorte, hervorgegangen aus einer Kreuzung amerikanischer Spezies. Sie hat einen nur leichten Fox-Ton – so heißt der typische Erdbeerton im Winzerdeutsch – und kommt im Südburgenland häufig in der lokalen Spezialität Uhudler vor. Von dem ich mir jetzt mal ein Glaserl gönne…
DIE Noah kommt latürnich von DEM aus der Sintfluterzählung bekannten Noah (sprich: Noach), der als Begrünner des Weinbaus gilt *hicks*, weshall de Steira heut no singen: „Da Adam hot d’Liab aufbrocht, da Noah den Wein, da David des Zitherspül’n, ’s miassn Steira g’we’n sein.“
Der Herrgott hat den Noach zwar gerretet *hicks*, aber gans ohne Fehl un Tadel war der ARCH-itekt (der war gut, net?) auch nich. Ein alter Sünder sozagen. Weil einmal hat er si so antschechert, das er ein schlief + garnet mertke, daß er … ein Glaserl geht no …. dass er … wo war i jetzt?, ahja, daser unterrum pudelnackert war und sich siene drei söhne gschämt haben undden Mantel des Scweigens, pschscht, über dem StammPApa seinn … Stamm *hicks*
gähntest mussins bet morng mehr

Bonusdreck: http://www.youtube.com/watch?v=6B26asyGKDo
http://www.youtube.com/watch?v=qQaLzjnD4Xc

Adventmail 2007/13 (Countdown 24-1)

13. Dezember – 12
Heute 12 Fragen zu den 12 Aposteln:
1.) Was ist ein Apostel?
In den Evangelien des Neuen Testaments wird berichtet, dass Jesus unter seinen Jüngern „zwölf Apostel“ (von griech. „Apostolos“, Gesandter) auswählte, kurz auch „die Zwölf“ genannt. Ihre Aufgabe war es, den Glauben im Sinne Jesu zu verbreiten und zu bewahren.
2.) Und warum gerade 12?
Diese Zahl lehnt sich an den zwölf Stämmen Israels an.
3.) Und es gab wirklich nur 12 Apostel?
Die in den Evangelien überlieferten Namenslisten geben kein einheitliches Bild darüber ab. Das Matthäus- und das Markusevangelium listen von den Namen her zwar identische Apostel auf. Bei Lukas kommt statt Thaddäus aber Judas, ein Jakobusbruder, vor. Im Johannesevangelium scheint eine Namensliste gar nicht auf.
4.) Hieß es nach dem Ausscheiden des Judas aus dem Apostelkreis: Da waren’s nur noch elf?
Aber nein: Statt dem Verräter Judas Iskariot wurde nach Christi Himmelfahrt Matthias als einer der Zwölf nachgewählt.
5.) Also Anzeichen von Demokratie in der Urkirche?
Nun ja, nicht wirklich: Die Entscheidung fiel durch das Los. Also eine Art Gottesurteil.
6.) Wie konnte man Apostel werden?
Der Bericht über die Wahl des Matthias in der Apostelgeschichte nennt die Voraussetzungen, die ein Mitglied der apostolischen Zwölfergruppe spätestens zu dieser Zeit (also ca. 80/90 n.Chr.) zu erfüllen hatte: „Das muss einer von den Männern sein, die mit uns (den anderen Zwölfen) gewesen sind in all der Zeit, in der der Herr Jesus bei uns ein- und ausging, und zwar von der Taufe des Johannes an bis zu dem Tage, an dem er aufgenommen wurde.“
7.) War Paulus also gar kein Apostel?
Der „Völkerapostel“ Paulus erfüllte die genannte Bedingung nicht, er hatte Jesus nie zu dessen Lebzeiten kennengelernt. Doch war zur Zeit des Paulus der Begriff „Apostel“ noch nicht exklusiv für „die Zwölf“ reserviert, sodass in seinen Schriften und den mit Paulus zusammenhängenden Bibelstellen (in der Apostelgeschichte) die Bezeichnung „Apostel“ wesentlich großzügiger verwendet wurde.
8.) Gab es auch Apostelinnen?
Im Neuen Testament wurden z.B. Barnabas und Paulus als Apostel bezeichnet, Andronikus und – zur Freude aller feministisch bewegten und lange als Mann „umgedeutet“ – die Frau Junia. Und die drei Frauen, die am Ostermorgen auf dem Weg zum Grab zuerst die Kunde der Auferstehung erhielten, werden in der frühchristlichen Tradition immer wieder als „Apostelinnen der Apostel“ bezeichnet. Vor allem Maria Magdalena, offenbar eine besondere Vertraute Jesu.
9.) War Maria Magdalena die Geliebte Jesu?
Also das gehört jetzt wirklich nicht hierher!
10.) Was unterscheidet Jünger von Aposteln?
„Jünger“ ist im Neuen Testament generell weiter gefasst (der Begriff übersetzt das griechische Wort „mathetai“ (Schüler/Lehrlinge). Ihre Zahl wird mit 70 bzw. 72 beziffert, andere Stellen lassen sogar eine noch größere Anzahl vermuten. Und darunter fanden sich unbestritten auch etliche Frauen: Maria und Martha, die Schwestern des Lazarus, Lydia und Tabita.
11.) Gibt es heute noch Apostel?
Nach katholischer Auffassung setzt sich in den (mehreren tausend) Bischöfen die Lehr- und Leitungsvollmacht fort, die Jesus den zwölf Aposteln übertrug. In einer ununterbrochenen „Reihe der Handauflegungen“ (Apostolische Sukzession) seien alle heutigen Bischöfe mit den Aposteln verbunden. Den obersten Dienst der Einheit hat nach katholischem Glauben der Bischof von Rom (=Papst) als Amtsnachfolger des Petrus.
He, das waren erst 11! Da fehlt noch eine 12. Frage!!
Äh… ahja… schluck … also gut:
12.) Warum wird Schurl Znidaritsch aus dem 12. Hieb eigentlich auch Apostel genannt?
Hier liegt wahrscheinlich ein Hörfehler vor: Georg Znidaritsch aus Wien-Meidling ist Briefträger, also „a Postler“.

Adventmail 2005/24 (warten)

Über den Messias und sein Friedensreich, auf das die Juden noch warten und das die Christen mit der Menschwerdung Gottes in Jesus bereits angebrochen sehen, schrieb der Prophet Jesaja vor ca. 2700 Jahren:

„…Dann wohnt der Wolf beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein. Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Knabe kann sie hüten. Kuh und Bärin freunden sich an, ihre Jungen liegen beieinander. Der Löwe frisst Stroh wie das Rind. Der Säugling spielt vor dem Schlupfloch der Natter, das Kind streckt seine Hand in die Höhle der Schlange. Man tut nichts Böses mehr und begeht kein Verbrechen auf meinem ganzen heiligen Berg; denn das Land ist erfüllt von der Erkenntnis des Herrn, so wie das Meer mit Wasser gefüllt ist.“ (Jes 11, 6-9)

Das war’s für heuer mit dem Advent und meinem virtuellen Kalender, liebe Leute. Ich danke euch für die vielen wertschätzenden Rückmeldungen und wünsch euch von ganzem Herzen ein fröhliches Weihnachtsfest und ein gutes Neues Jahr mit vielen netten Überraschungen!
Alles Liebe,
Robert

Adventmail 2003/24 (Wie Bücher enden)

Und seine Schbäze haum si d Schuach gschmiad und haum iwaroe gschüdad, wia des ois is und woa und sei wiad, und da Heagod hod eana ghoefm dabei, indem das a mid ole meglichn Deita fa da Hää owa zaagd hod, das des woa is, wos s dazöön.
(Wolfgang Teuschl: Da Jesus und seine Hawara)

Adventmail 2002/19 (Bucheinstiege)

In diesem Buch sind die Lehren des Philosophen aufgeschrieben. Er war ein Sohn Davids und König in Jerusalem.
Völlig sinnlos ist alles, pflegte der Philosoph zu sagen, völlig sinnlos. Was auch geschieht, es hat alles keinen Sinn. Der Mensch müht und plagt sich sein Leben lang, und was hat er davon? Die Generationen kommen und gehen; und die Erde bleibt, wie sie ist. Die Sonne geht auf, sie geht unter, und dann wieder von vorn, immer dasselbe.
(Gute Nachricht Bibel; Das Buch Kohelet)

Adventmail 2002/08 (Bucheinstiege)

Das schönste aller Lieder, von Salomo.
Komm doch und küss mich!
Deine Liebe berauscht mich mehr als der Wein.
Weithin verströmen deine kostbaren Salben herrlichen Duft.
Jedermann kennt dich, alle Mädchen im Land schwärmen für dich!
Komm, lass uns eilen, nimm mich mit dir nach Hause, fass meine Hand!
(Gute Nachricht Bibel; Das Hohelied)