Adventmail 2005/14 (warten)

Kate Bush* („Wuthering Heights“, 1978) hat nach zwölf Jahren Pause mit „Aerial“** ein neues Album herausgebracht und erntete dafür fast durchwegs Kritikerlob.
Im Vorjahr schrieb der amerikanische Popkritiker John Mendelssohn einen Roman, der das lange Warten auf ein neues Werk der einflussreichen Popsängerin thematisiert: „Waiting for Kate Bush“ (Omnibus Press 2004) ist seit November auch auf Deutsch („Warten auf Kate“, Rockbuch Verlag Buhmann & Haeseler 2005) erhältlich.
Rezensent fritz-the-lovehound (s. amazon.de) aus Berlin schrieb darüber:
„Ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen und habe mich köstlich amüsiert. Der Roman ist absolut spannend und überaus geistreich geschrieben. Wenn man einen Schuss schwarzen Humor verträgt, kommt man voll auf seine Kosten.
Der Romanheld Leslie Herskovits steht auf einem Hochhaus und will seinem Leben ein Ende setzen, weil es ihm auf der Erde zu kompliziert geworden ist und er zu oft seelische Verletzungen erlitten hat – und weil Kate Bush, sein heiß geliebter Stern am Horizont schon seit Jahren kein neues Album herausbringt. Er weiß alles über sie und es liest sich überaus unterhaltsam, welche Details der Autor aus Kates Leben wahrheitsgetreu in die Handlung hineinwebt. Schnell schlägt das eigene Herz für den Romanheld Herskovits, der zielstrebig immer wieder in Situationen hineingerät, die ihm zum Verhängnis werden. Beim Lesen kommt man sich unwillkürlich selbst ein Stück näher, so alltäglich und doch manchmal faszinierend komisch ist unsere moderne und manchmal echt kaputte Welt mit all den Fallen, die sie uns stellt. Ob Herskovits nun tatsächlich in die Tiefe springt, wird nicht verraten.
Lest dieses Meisterstück eines modernen, einfühlsamen und faszinierenden Romans selbst – er ist unbedingt empfehlenswert und überaus gewinnbringend für die eigene Befindlichkeit in schlechten Tagen.“

*http://de.wikipedia.org/wiki/Kate_Bush; www.katebush.com/
**www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/B000BEPLUE/303-6577185-8705804

Adventmail 2005/13 (warten)

Als Henry Van Cleve 1943 stirbt, begibt er sich in die Hölle, wo er glaubt hinzugehören. Im Vorzimmer trifft er auf Seine Exzellenz, den Satan persönlich, einen eleganten, freundlichen Mann mit Sinn für Humor. Der bezweifelt, dass Van Cleve genug gesündigt hat, um sich für den Verbleib in der Hölle zu qualifizieren. Henry aber besteht darauf, ein sündiges Leben geführt zu haben und beginnt, dem Teufel sein Leben zu erzählen.
Dieses ist geprägt durch die Ereignisse, die jeweils an seinen Geburtstagen stattfanden. So betrinkt er sich an seinem 15. Geburtstag und wird von dem französischen Hausmädchen verführt. Als er 21 wird, brennt er mit Martha Strabel, der hübschen Verlobten seines steifen Cousins Albert, durch und heiratet sie, begleitet von dem stillschweigenden Wohlwollen seines Großvaters, dem die Eskapaden seines Enkels einen Riesenspaß bereiten.
Zehn Jahre später ist Martha Henrys harmloser Flirts überdrüssig und flieht zu ihren Eltern, die sie nach ihrer Liebesheirat von zu Hause verstoßen hatten. Henrys Großvater befiehlt seinem Enkel, Martha zurückzuholen, und leistet tatkräftige Mithilfe bei deren erneuter Entführung.
Wiederum 20 Jahre später, Henry wird jetzt 51 und hat einen erwachsenen Sohn Jack, besucht er eine Revuetänzerin mit eindeutigen Absichten und erfährt, dass sie die Geliebte seines Sohnes ist. Gegen 25.000 Dollar nimmt er ihr, plötzlich sehr moralisch, das Versprechen ab, Jack nicht wieder zu sehen. Martha amüsiert sich über das Verhalten ihres Mannes, weiß sie doch, dass Jack schon aufgegeben hatte, die Tänzerin zu treffen.
Weitere zehn Jahre vergehen und Henry tanzt an seinem Geburtstag einen letzten Walzer mit seiner Frau, die wenig später stirbt. Nun wird Henry selbst zum kauzigen Großvater, der wegen seiner vermeintlichen Eskapaden mit jungen Frauen von seinem konservativen Sohn gerügt wird.
1943 schließlich ist es soweit, Henry haucht als 70-Jähriger sein Leben aus. Er besteht gegenüber Seiner Exzellenz darauf, in die Hölle zu kommen, doch der verwehrt ihm den Zutritt mit dem Hinweis, Henrys einzige Sünde sei gewesen, sein Leben ausgekostet und viel Glück erfahren zu haben. Und solche Leute seien in der Hölle nun mal nicht erwünscht. Dann geleitet er Henry zum Fahrstuhl und schickt ihn „aufwärts“.

Das ist der Inhalt des Films „Heaven Can Wait“, dessen deutscher Titel „Ein himmlischer Sünder“ die Ironie des Originals nicht ganz trifft. Es war der erste Farbfilm von des Berliner Hollywood-Emigranten Ernst Lubitsch (Drehbuch nach dem Theaterstück „Szuletsnap“ von Laszlo Bus-Fekete), dessen Karriere 1943 ihrem Ende entgegenging. Nur noch zwei Filme inszenierte er danach, bevor er am 30. November 1947 an einem Herzinfarkt starb.

Adventmail 2005/12 (warten)

Warum heute drei Adventmails auf einmal?
Vielleicht, weil der Absender die letzten drei Tage zum Schifahren auf der Reiteralm nutzte?
Oder weil er meint, dass ein wenig warten gut zum Thema der diesjährigen Adventmails passt?
Aus Ratlosigkeit? Rastlosigkeit? Heiserkeit? Heiterkeit?
Oder nichts von alledem?
Warum ist überhaupt etwas und nicht vielmehr nichts?

Fragen über Fragen…

Antworten auf
www.antworten.de

Adventmail 2005/11 (warten)

Die 4D des BG/BORG Graz-Liebenau plante heuer im technischen Werkunterricht Wartehäuschen für den öffentlichen Verkehr und baute Modelle im Maßstab 1:20. Sieben Beispiele waren im Internet zu sehen, die URL ist aber inzwischen (2025) gelöscht.
Stattdessen ein Link zu einer deutschen Website für individuelle Wartehäuschen und HIER kann man sich eines aus Österreich kommen lassen.

Adventmail 2005/10 (warten)

Etymologie von „warten“

„Warten“ kommt vom althochdeutschen und mittelhochdeutschen „warten“ (ausschauen, erwarten), die germanische Wurzel hat auch die Bedeutung „bewachen“, „auf etwas achten“ und kommt z. B. im französischen Lehnwort „guarder“ (bewachen) oder im italienischen „guardare“ (schauen, behüten) vor.

„Grundbedeutung ist somit ’sehen’, woraus sich im Deutschen ‚auf jemanden hinsehen, den man erwartet’ entwickelt hatte.“ (Kluge, Etymologisches Wörterbuch)

Verwandt sind die Nomina „Wart“ und „Wärter“.

Adventmail 2005/09 (warten)

Was zu tun ist, wenn man sich einem Stau nähert:
Fahrgeschwindigkeit rechtzeitig reduzieren
Plötzliches Abbremsen vermeiden
Warnblinkanlage aktivieren, um nachkommende Lenker zu warnen

Wenn man bereits im Stau steht:
Pannenstreifen immer freihalten. Im Ernstfall müssen Einsatzfahrzeuge vorbeifahren können
Niemals wenden oder rückwärts fahren
Bei längerem Verkehrsstillstand: Motor abstellen
Ruhe bewahren, Kinder und Tiere beschäftigen
Nach Möglichkeit immer im Auto bleiben und nicht Arme oder Kopf aus dem Fenster strecken
Wenn man trotzdem aussteigen müssen: Warnweste überziehen und vor Öffnen der Türe immer Blick in den Spiegel

Wenn es wieder weiter geht:
Auf keinen Fall versuchen, durch den Stau verlorene Zeit wieder aufzuholen.
Sondern: Immer gleichmäßig und vorausschauend fahren

(aus: ÖAMTC-Tipps: Richtiges Verhalten im Stau)

Adventmail 2005/08 (warten)

Fegefeuer

Das Fegefeuer (lat.: purgatorium) ist nach der römisch-katholischen Lehre ein Ort der Läuterung, in dem die Seele eines Verstorbenen auf das ewige Leben im Himmel vorbereitet wird. Im Fegefeuer besteht die Qual darin, dass der Verstorbene zwar schon die vollkommene Gegenwart und Liebe Gottes spürt, sich aber aufgrund seiner Sünden dieser Liebe nicht würdig fühlt. Der Mensch wird so von seiner letzten Schuld durch seine Reue geläutert. Die sogenannten armen Seelen sind im Fegefeuer also nicht endgültig festgehalten, sondern sie haben immer die Gewissheit, daraus entlassen zu werden. Die Wurzeln zu dieser Idee reichen bis ins frühe Christentum.
In der neueren Theologie wird der Gedanke des Fegefeuers als eines Ortes mit „zeitlichen Strafen“ abgelehnt. Stattdessen sprechen die Theologen von einem Reinigungsgeschehen. Fegefeuer sei ein Bild der Hoffnung des Gläubigen auf eine Läuterung und Reinigung durch Gott. Mit Mutmaßungen über zeitliche und räumliche Dimensionen dieses Geschehens hält man sich heute zurück. Weiterhin wird jedoch daran festgehalten, dass die Lebenden den Verstorbenen durch Gebet, Feier der Messe und Taten der Nächstenliebe zu Hilfe kommen können.
In der Kunst wurde der Zustand des Menschen im Fegefeuers immer mit preisender Gestik dargestellt, während in Höllendarstellungen der Mensch nur leidet. Die berühmteste literarische Darstellung des Fegefeuers findet sich in der Göttlichen Komödie von Dante.
Es gibt immer wieder auch säkulare Versionen des Fegefeuer-Themas, etwa in der Film-Komödie „Und täglich grüßt das Murmeltier“: Ein zynischer, selbstsüchtiger Reporter (Bill Murray) gerät in eine „Zeitfalle“, aus der er erst befreit wird, als er gelernt hat, Gutes zu tun und andere Menschen zu lieben.

Adventmail 2005/05 (warten)

Berliner Student bietet Anstehservice an

Mit dem Slogan: „Ich stehe für Sie an – Sie haben Zugang ohne Warten“, wirbt Martin Schwedusch beim Auktionshaus Ebay für seinen Anstehservice zur MoMA-Ausstellung. Zum Preis von zehn Euro pro Stunde stellt sich der Student geduldig in die meterlange Schlange vor der Neuen Nationalgalerie. „Inzwischen muss man mit vier bis sechs Stunden Mindestanstehdauer rechnen“, meint der Wartespezialist. Sein Rekord liege jedoch bei neun Stunden. Die Nachfrage seiner Dienste ist enorm; der clevere Geschäftsmann hat sogar schon eine Kollegin, die sich die Aufträge mit ihm teilt. „Ich selbst kann mich nämlich immer nur für eine Gruppe von bis zu fünf Personen anstellen. Ansonsten würde ich wohl Ärger mir den anderen Besuchern bekommen“, so Schwedusch. „Hektisch wird es erst im Eingangsbereich.“ Er hält die Geduld und Disziplin, die in der Schlange herrschen, für bemerkenswert. Zum Zeitvertreib hat der Profi Hörbücher und einen Audiokurs für Chinesisch griffbereit.
(Aus: Berliner Morgenpost, Freitag, 3. September 2004)