Adventmail 2024/14 (Farben)

Eine Metallschachtel mit lauter verschiedenfarbigen Jolly-Buntstiften drin – darauf, dass ich so einen Schatz in meiner Schultasche hatte, war ich als Bub stolz. Ich mochte sie lieber als die öfter im Zeichenunterricht verwendeten Ölkreiden oder Aquarellfarben.

Das für Buntstifte erforderliche Zuschneiden einer Mine und deren Einpassung in eine Holzfassung gibt es seit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Das hatte den Vorteil, dass die Farbminen nicht so leicht brechen und die Hände beim Zeichnen sauber bleiben. Es dauerte noch ziemlich lange, bis das Problem gelöst war, dass die Minen beim Zuspitzen splittern und dass sich die Farbe auf dem Papier leicht wieder verwischt.
Einer der Pioniere war hier Joseph Hardtmuth, der 1790 eine Bleistift- und Steingutfabrik in Wien gründete. Sein Sohn Carl erfand später die „Koh-i-noor“-Bleistifte, die (benannt nach einem der größten geschliffenen Diamanten der Welt) in 17 Härtegraden erzeugt wurden. In Böhmen existiert die Firma „Koh-i-Noor Hardtmuth“ immer noch; der österreichische Zweig ging 1996 in Konkurs.
Die bis heute wirksame entscheidende technologische Neuerung gelang Mitte des 19. Jht.s dem Nürnberger Unternehmer Johann Sebastian Staedtler (Firma „J.S. Staedtler“): Er imprägnierte die Minen mit Wachs, wodurch die Farben viel besser haften blieben. Ein weiterer Big Player im Bereich der Schreibwarenproduktion wurde die deutsche Faber-Castell-AG, heute die weltgrößte Herstellerin von Bunt- und Bleistiften mit Fertigungsstätten in zehn Ländern und einem Ausstoß von jährlich 1,5 Milliarden Stiften.
Es gibt Leute, die lieben es, mit solchen Stiften Mandalas auszumalen und sich dabei zu entspannen. Ich habe in meinem Schreibtisch immer noch eine Jolly-Box, die in Österreich seit 1965 von „Brevillier Urban & Sachs“ unter diesem Namen vertrieben werden. Am häufigsten verwende ich Buntstifte, wenn ich mit meiner Liebsten „Der Kartograph“, unser liebstes Flip-and-Write-Game, spiele und dabei Dörfer in Rot, Wald in Grün, Gewässer in Blau und Äcker in Gelb markiere.

Adventmail 2024/13 (Farben)

Vor der wunderschönen Alten Handelsbörse in Leipzig steht eine überlebensgroße Bronzestatue (s. Foto) des jungen Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), der in der damals blühenden Handelsstadt ab 1765 fast drei Jahre lang Rechtswissenschaft studierte. Unser Führer, der meine Claudia und mich im Sommer durch die Stadt geleitete, meinte, der damalige Teenager habe sich aber mehr der Dichtkunst und den Frauen gewidmet. Später interessierte er sich auch für das Thema Farbe brennend – spätestens ab 1777, als er am Brocken (auch Blocksberg genannter höchste Erhebung im Harz) farbige Schatten in der Abendsonne auf Schnee wahrnahm.
„…die Sonne senkte sich eben gegen die Oderteiche hinunter. Waren den Tag über, bei dem gelblichen Ton des Schnees, schon leise violette Schatten bemerklich gewesen, so musste man sie nun für hochblau ansprechen, als ein gesteigertes Gelb von den beleuchteten Teilen widerschien“, schrieb er darüber. „Als aber die Sonne sich endlich ihrem Niedergang näherte und ihr … Strahl die ganze, mich umgebende Welt mit der schönsten Purpurfarbe überzog, da verwandelte sich die Schattenfarbe in ein Grün … Die Erscheinung ward immer lebhafter, man glaubte sich in einer Feenwelt zu befinden, denn alles hatte sich in die zwei lebhaften und so schön übereinstimmenden Farben gekleidet, bis endlich mit dem Sonnenuntergang die Prachterscheinung sich in eine graue Dämmerung und nach und nach in eine mond- und sternhelle Nacht verlor.“

Statue des jungen Goethe in Leipzig

Farbe, nicht nur dichterisch umschwärmte, auch wissenschaftlich erforschte, beschäftigte Goethe sein Leben lang. In seinem 1810 erschienenen dreiteiligen Werk „Zur Farbenlehre“ – der Dichter war damals längst eine europaweit anerkannte literarische Größe – bündelte er seine während vieler Jahre gemachten Überlegungen, Literaturstudien und Versuche über das Wesen der Farbe. Goethe wollte das Phänomen Farbe nicht einseitig physikalisch oder lediglich von einem ästhetischen oder praxisbezogenen Standpunkt aus beurteilen und erklären, sondern in seiner Gesamtheit erfassen und beschreiben. Und erstaunlich: Er selbst schätzte die Ergebnisse seiner Forschungen zur Farbe höher ein als sein gesamtes literarisches Schaffen.
Aus heutiger Sicht wird Goethes Farbenlehre in der Naturwissenschaft als veraltet und ungenau angesehen. Die Physik widerlegte Goethes Auffassung, dass Farben nicht – wie von Newton schon 1671 experimentell bewiesen – auf Lichtbrechung, sondern auf Wechselwirkungen von Licht und Dunkelheit basieren. Einflussreich etwa für die Farbpsychologie blieben am ehesten seine Untersuchungen zur Farbwirkung, wie etwa die emotionale und psychologische Reaktion auf Farben (z. B. Blau als beruhigend oder Rot als stimulierend).
Es sei somit dahingestellt, ob man die Farbenlehre des damals schon 60-Jährigen als schrullige Abirrung sehen will, die ihn von seiner eigentlichen Kompetenz ablenkte. In den 22 Jahren nach diesem Werk erschien von Goethe literarisch nur mehr wenig Maßgebliches, am ehesten noch die Autobiographie „Dichtung und Wahrheit“ und die Gedichtsammlung „West-östlicher Divan“. Posthum erschien der mühsam zu lesende zweite Teil des „Faust“.

Adventmail 2024/12 (Farben)

Über das Thema Farben in der Pop-und Rockmusik könnte man eine endlos lange Liste zusammenstellen. Die Palette in entsprechend getitelten Songs reicht von Rot („Little Red Rooster“) über Gelb („Yellow Submarine“), Blau („Azzurro“), Grün („Green Green Grass of Home“), Braun („Brown Sugar“), Violett („Purple Rain“), Schwarz („Back to black“), Weiß („White Rabbit“) bis hin zum lyrics-mäßig recht seltenen Orange („Du hast mir mein Orange verpatzt“).
Meine diesjährige Spotify-Liste konzentriert sich auf 24 Bands bzw. Stars, die eine Farbe im Namen haben. Für jeden Adventkästchentag ein Ohrenschmaus: Black Sabbath, Pink, White Stripes, Rosa Linn, Red Hot Chili Peppers, James Brown, Pink Floyd, Black Pumas, Green Day, Deep Purple, Blue Oyster Cult, Simply Red, The Black Keys, Goldfrapp, Black, Blue, Orange Blue, Shocking Blue, Barry White, Lila Downs, Les Negresses Vertes, Martina Schwarzmann, Black & Funk.
Es sind Klassiker dabei, die jedeR kennt – wie Seven Nation Army, Paranoid, Venus oder Wish You Were Here. Aber auch (mir vor der Recherche) völlig Unbekanntes, das zu entdecken hoffentlich auch euch Spaß macht. Viel Hörvergnügen!

Adventmail 2024/11 (Farben)

Wenn wir „farbenblind“ sagen, stimmt das meist nicht. Denn “Achromatopsie“ – wie der Fachbegriff heißt – bezeichnet jene Sehstörung, bei der gar keine Farben, sondern nur Hell-Dunkel-Kontraste wahrgenommen werden können. Weniger schwerwiegend und weiter verbreitet sind Probleme bei der Unterscheidung von Rot und Grün. Das sollte richtigerweise als Farbenfehlsichtigkeit bezeichnet werden.
Farbe ist ein durch das Auge vermittelter und das Gehirn aufbereiteter Sinneseindruck, der durch Licht hervorgerufen wird. Genauer durch die Wahrnehmung elektromagnetischer Strahlung der Wellenlänge zwischen 400 und 780 Nanometern – etwa jener Spektralbereich, in dem die Intensität der Sonnenstrahlung am größten ist. Darunter liegt Ultraviolett, noch weiter darunter Röntgenstrahlen; darüber Infarot (+Radar, Mikrowellen, Radiowellen).
Das menschliche Auge kann Farben sehen, weil es spezielle Lichtempfänger in der Netzhaut hat: Während die Stäbchen uns helfen, bei wenig Licht Schwarz, Weiß und Grautöne wahrzunehmen, erlauben uns die Zapfen, bei viel Licht Farben zu erkennen. Wir haben S-Zapfen für Blau, M-Zapfen für Grün und L-Zapfen für Rot. Je nachdem, welche Zapfen wie stark reagieren, „mischt“ das Gehirn die Farbinformationen. Wenn zum Beispiel L- und M-Zapfen stark aktiviert werden, sehen wir Gelb. Werden alle Zapfen gleich stark aktiviert, sehen wir Weiß.
Manche Tiere sind mit besserem Sehvermögen ausgestattet, andere wiederum sehen schlechter als wir Menschen. Raubvögel können sogar UV-Licht sehen, was Spuren von Beute (z.B. Urinspuren) für sie deutlicher sichtbar macht. Und durch die hohe Dichte an Bildrezeptoren ist ihre Sehschärfe bis zu achtmal höher als unsere. Mantis-Garnelen sind aber die Superstars beim Farbsehen. Die Meerbewohner haben statt nur drei wie wir bis zu 16 verschiedene Farbrezeptoren.
Hunde und Wölfe sind dichromatisch, das heißt, sie sehen nur zwei Farbspektren (Blau und Gelb) und können Rot und Grün nicht unterscheiden. Für Raubtiere sind Kontraste und Bewegungen wichtiger als Farben. Daher genügt oft zweizapfiges Sehen. Etliche Säugetiere mit nur zwei Zäpfchenarten würden daran scheitern, in diesem Kreis eine Zahl zu entdecken. Du kannst sie aber sicher erkennen – oder?

Adventmail 2024/10 (Farben)

Dass sich Herbert Kickl über einen Wahlsieg der Roten freut, kommt sicher nicht oft vor. Am 6. November war es so weit. Denn da stand der Sieg Donald Trumps bei der tags zuvor abgehaltenen US-Präsidentschaftswahl fest. Die vom Kandidaten der (immer autoritärer, wissenschafts- und migrantenfeindlicher, nationalistischer und Faschismus-unempfindlicher werdenden) Republikaner gewonnenen Bundesstaaten tauchten die USA überwiegend in aggressives Rot, die blauen, von der Demokratin Kamala Harris gewonnenen Staaten waren klar in der Minderheit.
In Europa sind traditionellerweise Sozialdemokraten/Sozialisten/Kommunisten/Linke die Roten. Rot waren schon die Mützen der Jakobiner während der Französischen Revolution, die sich erfolgreich der Herrschaft des Adels entledigten. Davon hat sich später die Arbeiterbewegung inspirieren lassen und rote Fahnen geschwungen. Und so ist das Rot dann auch die Farbe der als SDAP gegründeten Sozialdemokratie in Österreich geworden. Einen etwas dunkleren Rotton wählten die Kommunist:innen als Parteifarbe. Auch in anderen EU-Staaten ist diese Rot-Links-Verbindung üblich.
Anders bei den Christdemokraten. Die ÖVP war jahrzehntelang schwarz. Diese Farbe verweist historisch auf die Gewänder der katholischen Priester; wie die CDU/CSU in Deutschland trat die Volkspartei als christlich ausgerichtete Mitte an. Das blieb auch noch so, als sich die ÖVP als überkonfessionell bzw. allen Religionsgemeinschaften gegenüber offen definierte und sich auch die Kirche aus dem Schulterschluss mit der Christdemokratie während der Zwischenkriegszeit löste. Eine neue Farbgebung führte erst Sebastian Kurz 2017 mit seiner „Neuen Volkspartei“ ein. Aus dem etwas altvaterischen Schwarz wurde Türkis; und nach Bastis unrühmlichem Abgang beschloss die Partei, weiterhin bei der neuen Farbe zu bleiben.[33]
Auch Kurz-er Erfolg weckte im Nachbarland Sehnsüchte: 2023 gab sich die CDU ein neues – türkises – Logo.
Das Blau der FPÖ leitet sich u.a. von der blauen Kornblume ab. Diese galt Anfang des 19. Jahrhunderts als Symbol für Natürlichkeit in der Zeit der Romantik, wurde später dann aber auch verwendet als Erkennungszeichen der illegalen Nationalsozialisten zwischen 1933 und 1938. Die FPÖ selber sagt, die Kornblume sei ein Symbol für die bürgerliche Freiheitsbewegung von 1848 und Blau sei eine oft verwendete Farbe bei liberalen Parteien in Europa. Und blau ist auch die FPÖ-Schwesterpartei in Deutschland, die AfD.
Dass eine Umweltschutzpartei zu den Grünen wird, liegt nahe. Grün steht für die Natur. Wobei auch islamische und Bauernparteien diese Farbe verwende(te)n. Und bei den NEOS hat man sich u.a. deswegen für Pink bzw. Magenta entschieden, weil das bei der Parteigründung eine der wenigen Farben war, die noch nicht vergeben war.
Aber auch Gelb wird mit Liberalismus assoziiert, etwa die FDP oder das Bündnis „Renew Europe“ im Europäischen Parlament, dem auch die NEOS angehören. In Österreich gibt es auch eine kaum wahrgenommene Partei „WIR – die Gelben“, die u.a. für ein Bedingungsloses Grundeinkommen und gegen das Covid19-Gesetz auftreten.
Braune Parteien wird’s aus gutem Grund wohl nicht so rasch wieder geben. Aber warum eigentlich keine bunten, regenbogenfarbigen? Das hätte doch was…

Adventmail 2024/09 (Farben)

Dass sich Herbert Kickl über einen Wahlsieg der Roten freut, kommt sicher nicht oft vor. Am 6. November war es so weit. Denn da stand der Sieg Donald Trumps bei der tags zuvor abgehaltenen US-Präsidentschaftswahl fest. Die vom Kandidaten der (immer autoritärer, wissenschafts- und migrantenfeindlicher, nationalistischer und Faschismus-unempfindlicher werdenden) Republikaner gewonnenen Bundesstaaten tauchten die USA überwiegend in aggressives Rot, die blauen, von der Demokratin Kamala Harris gewonnenen Staaten waren klar in der Minderheit.
In Europa sind traditionellerweise Sozialdemokraten/Sozialisten/Kommunisten/Linke die Roten. Rot waren schon die Mützen der Jakobiner während der Französischen Revolution, die sich erfolgreich der Herrschaft des Adels entledigten. Davon hat sich später die Arbeiterbewegung inspirieren lassen und rote Fahnen geschwungen. Und so ist das Rot dann auch die Farbe der als SDAP gegründeten Sozialdemokratie in Österreich geworden. Einen etwas dunkleren Rotton wählten die Kommunist:innen als Parteifarbe. Auch in anderen EU-Staaten ist diese Rot-Links-Verbindung üblich.
Anders bei den Christdemokraten. Die ÖVP war jahrzehntelang schwarz. Diese Farbe verweist historisch auf die Gewänder der katholischen Priester; wie die CDU/CSU in Deutschland trat die Volkspartei als christlich ausgerichtete Mitte an. Das blieb auch noch so, als sich die ÖVP als überkonfessionell bzw. allen Religionsgemeinschaften gegenüber offen definierte und sich auch die Kirche aus dem Schulterschluss mit der Christdemokratie während der Zwischenkriegszeit löste. Eine neue Farbgebung führte erst Sebastian Kurz 2017 mit seiner „Neuen Volkspartei“ ein. Aus dem etwas altvaterischen Schwarz wurde Türkis; und nach Bastis unrühmlichem Abgang beschloss die Partei, weiterhin bei der neuen Farbe zu bleiben.[33]
Auch Kurz-er Erfolg weckte im Nachbarland Sehnsüchte: 2023 gab sich die CDU ein neues – türkises – Logo.
Das Blau der FPÖ leitet sich u.a. von der blauen Kornblume ab. Diese galt Anfang des 19. Jahrhunderts als Symbol für Natürlichkeit in der Zeit der Romantik, wurde später dann aber auch verwendet als Erkennungszeichen der illegalen Nationalsozialisten zwischen 1933 und 1938. Die FPÖ selber sagt, die Kornblume sei ein Symbol für die bürgerliche Freiheitsbewegung von 1848 und Blau sei eine oft verwendete Farbe bei liberalen Parteien in Europa. Und blau ist auch die FPÖ-Schwesterpartei in Deutschland, die AfD.
Dass eine Umweltschutzpartei zu den Grünen wird, liegt nahe. Grün steht für die Natur. Wobei auch islamische und Bauernparteien diese Farbe verwende(te)n. Und bei den NEOS hat man sich u.a. deswegen für Pink bzw. Magenta entschieden, weil das bei der Parteigründung eine der wenigen Farben war, die noch nicht vergeben war.
Aber auch Gelb wird mit Liberalismus assoziiert, etwa die FDP oder das Bündnis „Renew Europe“ im Europäischen Parlament, dem auch die NEOS angehören. In Österreich gibt es auch eine kaum wahrgenommene Partei „WIR – die Gelben“, die u.a. für ein Bedingungsloses Grundeinkommen und gegen das Covid19-Gesetz auftreten.
Braune Parteien wird’s aus gutem Grund wohl nicht so rasch wieder geben. Aber warum eigentlich keine bunten, regenbogenfarbigen? Das hätte doch was…

Adventmail 2024/08 (Farben)

In der heutigen Fortsetzung zunächst die Mischfarben.
Grün ist die Farbe der Natur und symbolisiert Ausgeglichenheit, Erneuerung und Harmonie. Sie hat eine stark beruhigende Wirkung und steht in Verbindung mit Gesundheit und Wohlstand. Da Grün die Augen am wenigsten anstrengt, empfinden wir es als besonders angenehm und entspannend. In der Farbpsychologie wird Grün oft als die neutralste und erholsamste Farbe betrachtet, was sie ideal für Räume macht, in denen man sich erholen und regenerieren möchte, z. B. in Schlafzimmern oder Wohnzimmern. Auch in Arbeitsumgebungen kann Grün förderlich sein, da es die Konzentration verbessert und Stress reduziert.
Orange kombiniert die Energie von Rot mit der Fröhlichkeit von Gelb. Es ist eine warme, einladende Farbe, die Geselligkeit, Vitalität und Freude vermittelt. Orange wird oft als belebend empfunden, ohne die Aggressivität von Rot zu haben. Es eignet sich gut für Gemeinschaftsräume wie Wohnzimmer oder Essbereiche, da es das Gefühl von Wärme und Gemütlichkeit verstärkt. Zu viel Orange kann jedoch unruhig wirken, weshalb es meist sparsam als Akzent eingesetzt wird.
Violett war früher dem Adel und hochgestellten Klerikern vorbehalten. Es symbolisiert daher Macht und Magie. Die Farbe ist eine der widersprüchlichsten in der Farbpsychologie. Einerseits ist Violett Ausdruck von hohem Anspruch, mentaler Autonomie und Souveränität, weshalb die Farbe oft im Zusammenhang von Religion, Sexualität oder Luxus verwendet wird. Sie steht aber auch für Mystizismus, Fantasie und Nostalgie.
Weiß steht für Reinheit, Klarheit und Unschuld. In der Farbpsychologie symbolisiert Weiß auch Neuanfang und Einfachheit. Es vergrößert optisch den Raum und gibt ihm eine offene, saubere Atmosphäre. Weiß ist eine neutrale Farbe, die Ruhe und Ordnung vermittelt. Allerdings kann ein komplett weißer Raum schnell steril und unpersönlich wirken, weshalb es ratsam ist, Weiß mit anderen Farben zu kombinieren, um Wärme und Tiefe hinzuzufügen.
Schwarz wird oft als elegant, kraftvoll und geheimnisvoll wahrgenommen. Siehe „das kleine Schwarze“, das sich Frauen anziehen. Es symbolisiert Autorität, Seriosität und Abgrenzung. Siehe die Talare der Priester. • Schwarz zieht den Blick an und kann Tiefe und Ernsthaftigkeit symbolisieren. Es wird häufig mit Dominanz und Selbstbeherrschung assoziiert. Gleichzeitig dient Schwarz als neutrale Basis, die andere Farben verstärkt und hervorhebt.
Braun ist die Farbe der Erde und des Holzes und somit auch Symbol für natürliche Schönheit und natürliche Produkte. Überdies vermittelt es den Eindruck von Ganzheitlichkeit und Bodenständigkeit. Braun wird mit Stabilität und Sicherheit assoziiert. Es vermittelt das Gefühl, dass man sich auf etwas oder jemanden verlassen kann. In manchen Kontexten kann Braun auch als langweilig oder altmodisch (Tracht!) wahrgenommen werden.

Adventmail 2024/07 (Farben)

Rote Bekleidung bei Frauen führt zu einer signifikant höheren Kontaktrate bei Dating-Websites im Vergleich zu Frauen mit andersfarbigem Outfit. Das hat die Wissenschaft festgestellt, die auch weiß, dass Marmelade Fett enthält. Rot ist eine sehr kraftvolle und energiegeladene Farbe. Sie steht in Verbindung mit Leidenschaft, Liebe, Wärme, aber auch mit Aggression (Kriegsgott Mars!) und Aufregung. Rot stimuliert den Blutkreislauf und erhöht die Herzfrequenz, weshalb es als anregende und aktivierende Farbe gilt.
Die Farbpsychologie beschäftigt sich mit der Frage, welche psychologischen Reaktionen bestimmte Farben hervorrufen und was das für die Gestaltung der Umwelt bedeutet. Rot schüchtert offenbar auch ein: Sportler mit rot gekleideten Gegnern verlieren beispielsweise häufiger und sehen Schüler vor einem Test rot, schneiden sie schlechter ab. Rot ist eine Farbe, die Aufmerksamkeit erregt und dominieren kann. Sie wird oft in Bereichen eingesetzt, wo Aktivität gefördert oder – wie bei Verkehrstafeln – Aufmerksamkeit erzielt werden soll.
Farben haben generell eine starke Wirkung auf unsere Emotionen, Wahrnehmungen und Stimmungen, heißt es. Wohl wahr, denn wenn ich morgens in eine graue Frühwinternebelsuppe blicke, ist meine Gemütslage anders als bei strahlend blauem Herbsthimmel und gelbwarmen Sonnenstrahlen auf bunt verfärbtes Laub.
Heute und morgen (als Teil 2) ein paar farbpsychologische Anmerkungen zu den wichtigsten Farben.
Blau – die Lieblingsfarbe meiner Kindheit – hat eine beruhigende und entspannende Wirkung auf den Geist. Es steht für Ruhe, Frieden, Harmonie und Vertrauen. Es ist sicher kein Zufall, dass die ORF-Startseite im Internet ebenso in Blau gehalten ist wie das ZiB-Studio. Angeblich senkt Blau den Blutdruck und verlangsamt den Herzschlag, weshalb es als ideal für Entspannungsräume wie Schlafzimmer oder Büros gilt, in denen konzentriertes Arbeiten wichtig ist.
Besonders helle Blautöne erinnern an den Himmel und das Meer, was ein Gefühl der Weite und Frische vermittelt. Die Jesusmutter Maria ist auf Gemälden oft in Blau gewandet und schlägt damit auch optisch die Brücke zum Himmel. Dunklere Blautöne können jedoch auch kühl und distanziert wirken.
Gelb – das ich lange Zeit nicht besonders mochte – wird als fröhliche, sonnige und optimistische Farbe wahrgenommen. Sie steht für Glück, Energie und Kreativität. Gelb stimuliert die geistige Aktivität und fördert die Kommunikation. Helle Gelbtöne können eine positive, freundliche Atmosphäre schaffen und sind daher ideal für Küchen oder Essbereiche. Allerdings kann ein intensives Gelb auf Dauer auch reizend wirken und bei empfindlichen Menschen Unruhe auslösen.
Farbwirkungen haben auch etwas mit dem Lebensumfeld zu tun: Wüstenbewohner, die unter der verbrennenden Hitze leiden, reagieren aggressiv auf gelbe Farbtöne. Menschen, die in Gebieten leben, in denen die Sonne nicht so oft scheint, reagieren dagegen eher gut gelaunt auf Gelb.
Gelb in Kombination mit Schwarz ist in der Natur eine Warnfarbe. Für giftige Tiere ist diese Kombination typisch – Bienen, Hummeln, Wespen oder der Feuersalamander signalisieren potenziellen Fressfeinden: keine brauchbare Beute. BVB-Fans wissen, was damit gemeint ist.

Adventmail 2024/06 (Farben)

Einmal im dunkelblauen Anzug (den ich kurz davor auch zur Sponsion trug), das zweite Mal in schmucker Tracht (die sonst kaum je verwende) – das war mein Outfit der beiden Hochzeiten 1986 und 2018, bei denen ich als Bräutigam eine Hauptrolle innehatte. Die Braut trug im ersten Fall ein elegantes dunkelgrünes Kleid, im zweiten Fall ein hübsches Dirndl.
Die Tradition, dass Bräute in Europa ganz in Weiß heiraten (und dieses Kleid dann auch nur einmal tragen), hat sich erst ab dem 19. Jahrhundert durchgesetzt. Einen Anstoß dazu gab Queen Victoria von England, die im Februar 1840 ihren Cousin Albert von Sachsen-Coburg und Gotha ehelichte. Die damals 20-Jährige, sie war bereits seit zweieinhalb Jahren auf dem Thron, trug dabei ein weißes Seidenkleid und wurde zum Role Model für viele Frauen der besseren Gesellschaft. Zuvor war Weiß keine besonders weit verbreitete Farbe für Hochzeitskleider, da es als unpraktisch galt und es lange Zeit den Brauch gab, dass Witwen nach dem Tod ihres Mannes keine schwarze, sondern weiße Kleidung trugen.
Vor der Verbreitung des weißen Brautkleids trugen Frauen in Europa bei ihrer Hochzeit oft ihre beste oder festlichste Kleidung, unabhängig von der Farbe. Diese Kleider waren in vielen Fällen in dunklen, kräftigen Farben wie Blau, Rot, Grün oder sogar Schwarz gehalten, da diese Töne langlebiger und praktischer waren. Für viele Frauen war das Hochzeitskleid ein Kleidungsstück, das sie nach der Hochzeit weiter trugen, sodass es nicht unbedingt spezifisch für die Hochzeit gestaltet wurde.
Das weiße Hochzeitskleid ist in Europa somit ein relativ junges Phänomen und erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts als Symbol für Reinheit, Unschuld und Neuheit gängig. Diese Symbolik tritt wohl etwas in den Hintergrund – nicht nur bei feministisch gesinnten Paaren wie in meinen Fällen. Wer jedoch „Wien weißes Hochzeitskleid kaufen“ googelt, merkt schnell, dass längst nicht alle so gestrickt sind.

Adventmail 2024/05 (Farben)

Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wann ich zuletzt so richtig „blau“ war. Muss Jahrzehnte her sein. Mit blau gemeint ist betrunken, rauschig, aug’soffn, bumzua, og’füüt, blunznfett – nicht politisch (never ever). Der Ausdruck „blau sein“ für den alkoholisierten Zustand hat angeblich tatsächlich etwas mit der Farbe Blau und der mittelalterlichen Färberei zu tun. Indigo als Färbemittel war damals recht teuer und wurde meist durch die heimische Pflanze „Färberwaid“ ersetzt.
Für das Verfahren brauchte man Sonne, heißes Wetter – und Männer, die viel Alkohol tranken. Für eine zufriedenstellende Farbgewinnung hätte die direkte Zugabe von Alkohol an sich genügt, aber dann wäre das Färben wieder teurer geworden – und weniger feuchtfröhlich. Also wählte man den Umweg „Mann“ und dessen alkohollastigen Urin. Die Blätter des Färberwaids wurden in einen Trog gelegt, dann musste Flüssigkeit darauf, bis sie bedeckt waren. Daher tranken die Färber den ganzen Tag Bier – und pinkelten in den Behälter.
Die Erzeugung der Farbe Blau erforderte neben Gärung aber auch Sonneneinstrahlung. Daher sah die Arbeit der Färber so aus: in der Sonne liegen, viel Alkohol trinken, in den Bottich pinkeln und ab und zu umrühren. So kam es zur Umschreibung „blau“ für „betrunken“ sein, die Färber waren aber nicht nur blau, sie machten auch blau.
Und auch der „blaue Montag“ rührt angeblich daher: Gefärbt wurde in der Regel am Sonntag, so dass die Gesellen tags darauf betrunken neben ihren Erzeugnissen lagen und auf das „Farbwunder“ warteten. Davor hatten sie die Stoffe aus den Trögen geholt und im Freien zum Trocknen aufgehängt. Denn erst durch die Oxidation an der Luft verwandelte sich das gelbe Indoxyl – die Farbstoff-Vorstufe bei der natürlichen und synthetischen Herstellung von Indigo – in das gewünschte Blau. Weil die Färber dabei kaum arbeiteten, entstand aus dem technischen Vorgang des Blaumachens die Redewendung für „Nichtstun“.