Adventmail 2024/11 (Farben)

Wenn wir „farbenblind“ sagen, stimmt das meist nicht. Denn “Achromatopsie“ – wie der Fachbegriff heißt – bezeichnet jene Sehstörung, bei der gar keine Farben, sondern nur Hell-Dunkel-Kontraste wahrgenommen werden können. Weniger schwerwiegend und weiter verbreitet sind Probleme bei der Unterscheidung von Rot und Grün. Das sollte richtigerweise als Farbenfehlsichtigkeit bezeichnet werden.
Farbe ist ein durch das Auge vermittelter und das Gehirn aufbereiteter Sinneseindruck, der durch Licht hervorgerufen wird. Genauer durch die Wahrnehmung elektromagnetischer Strahlung der Wellenlänge zwischen 400 und 780 Nanometern – etwa jener Spektralbereich, in dem die Intensität der Sonnenstrahlung am größten ist. Darunter liegt Ultraviolett, noch weiter darunter Röntgenstrahlen; darüber Infarot (+Radar, Mikrowellen, Radiowellen).
Das menschliche Auge kann Farben sehen, weil es spezielle Lichtempfänger in der Netzhaut hat: Während die Stäbchen uns helfen, bei wenig Licht Schwarz, Weiß und Grautöne wahrzunehmen, erlauben uns die Zapfen, bei viel Licht Farben zu erkennen. Wir haben S-Zapfen für Blau, M-Zapfen für Grün und L-Zapfen für Rot. Je nachdem, welche Zapfen wie stark reagieren, „mischt“ das Gehirn die Farbinformationen. Wenn zum Beispiel L- und M-Zapfen stark aktiviert werden, sehen wir Gelb. Werden alle Zapfen gleich stark aktiviert, sehen wir Weiß.
Manche Tiere sind mit besserem Sehvermögen ausgestattet, andere wiederum sehen schlechter als wir Menschen. Raubvögel können sogar UV-Licht sehen, was Spuren von Beute (z.B. Urinspuren) für sie deutlicher sichtbar macht. Und durch die hohe Dichte an Bildrezeptoren ist ihre Sehschärfe bis zu achtmal höher als unsere. Mantis-Garnelen sind aber die Superstars beim Farbsehen. Die Meerbewohner haben statt nur drei wie wir bis zu 16 verschiedene Farbrezeptoren.
Hunde und Wölfe sind dichromatisch, das heißt, sie sehen nur zwei Farbspektren (Blau und Gelb) und können Rot und Grün nicht unterscheiden. Für Raubtiere sind Kontraste und Bewegungen wichtiger als Farben. Daher genügt oft zweizapfiges Sehen. Etliche Säugetiere mit nur zwei Zäpfchenarten würden daran scheitern, in diesem Kreis eine Zahl zu entdecken. Du kannst sie aber sicher erkennen – oder?

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