Mein erster Pandemie-Roman: Die Pullitzer-Preisträgerin (2009 für „Olive Kitteridge“) lässt Schriftstellerin Lucy Barton und ihren Ex-Mann William aus New York, wo sich bereits die Covid-Todesopfer häufen, nach Maine in ein Haus in einem abgeschiedenen Küstenort fliehen. Das Paar ist seit Jahren geschieden, die beiden erwachsenen Töchter und deren eigene Probleme fließen in die Handlung rund um das sich wieder annähernde ältere Paar ein. Die studierte Rechtswissenschaftlerin Strout schreibt abseits von „Juristendeutsch“. Es gibt viele kurze Erzähleinheiten, Gedankenschnipseln und Plauderton wie aus einem Notizbuch. Das zerhackt das Geschehen aber nicht etwa, sondern weckt Lust, sich in diesem Erzählstrom einzurichten.
Alle handelnden – und nachdenkenden – Figuren sind dabei glaubhaft und nachvollziehbar geschildert, sie werden einem in Freud und Leid bald vertraut. Das liest sich richtig gut und kommt ganz ohne literarischen Gestus aus. Macht Appetit auf die drei anderen Bücher der Strout, in denen Lucy Barton bereits im Mittelpunkt steht.