Filme von Streaming-Plattformen kommen hier eigentlich nicht vor – aber in diesem Fall mache ich eine Ausnahme. Denn „Der Mauretanier“ ist einer jener Filme, die mich zum Weinen bringen: aus Wut darüber, was Recht brechende Vertreter eines an sich demokratischen Staats ungestraft anderen antun können; und aus Berührtsein darüber, wie manche aufrechten Persönlichkeiten auch unter widrigsten Bedingungen humane Größe oder auch nur menschliche Gesten zeigen.
Der Film basiert auf dem Guantanamo-Tagebuch von Mohamedou Ould Slahi. Er wird nach den Terroranschlägen von 9/11 in Mauretanien festgenommen und ohne formelle Anklage ins US-Internierungslager Guantanamo Bay verschleppt. Man wirft dem Gefangenen Zusammenarbeit mit den Attentätern vor. Doch dem Chefankläger Stuart Couch (Benedict Cumberbatch) kommen Zweifel an Mohamedous Schuld, erst recht, als er – wie Mohamedous Rechtsanwältin Nancy Hollander (Jodie Foster) erkennt, dass seine Geständnisse durch Folter erzwungen wurden. Diese werden in Rückblenden drastisch gezeigt, mir ging es dabei wie beim Besuch des KZ Ravensbrück, der menschliche Abgründe offenbarte.
Der deutsche Filmdienst, dessen Wertungen ich im Allgemeinen sehr schätze, kritisierte die „streckenweise biedere, oft etwas träge Inszenierung“ Macdonalds und verlieh nur 2 von 5 Sternen. Ich komme vor dem Hintergrund dessen, was sich in der Ära Trump II gerade in den USA abspielt, zu einer anderen Wertung: politische Bildung, wie sie sein soll.