Ausstellung 17.2.25 „Hundert Jahre Radio“, Technisches Museum Wien ***

„Als Österreich auf Sendung ging“, lautet der Untertitel der aktuellen Sonderausstellung im gerade umgebauten TMW. In vier Räumen und auf vielen Hörstationen wird, für Historikerinnen und Techniker interessant, Radiogeschichte ausgebreitet, beginnend mit der ersten Radioansage „Hallo, hallo! Hier Radio Wien auf Welle 530“ im Oktober 1924. Dann weitere Meilensteine österreichischer Zeitgeschichte von Schuschniggs „Gott schütze Österreich“ über die Hitlerrede am Heldenplatz 1938 und Goebbels düsterem Kriegsbericht im Feber 1945 bis hin zu Figls „Österreich ist frei“ 1955 im Belvedere. Danach häufen sich Tondokumente zu weniger gewichtigen Themen wie Schranz‘ Olympiaausschluss 1972, Cortis „Schalldämpfer“ oder Udo Hubers „Die großen 10“. Auf den Vitrinen waren alte Empfangsgeräte wie der „Volksempfänger“ zu sehen, die mich im Fall von tragbaren Radiorekordern an meine Jugend erinnerten…
Eh nett. Aber ein wenig interaktiver hätte man das schon gestalten können. Und ins TMW gehe ich erst wieder, wenn die neuen Ausstellungsflächen fertig sind.

Eingangsbereich des TMW mit aktueller Sonderausstellung

Ausstellung 4.2.25 „Chagall“, Albertina ****

Marc Chagall (1887 – 1985) kenne ich von seinen bemerkenswerten Glasfenstern im Zürcher Münster. Der Surrealist, der nicht so genannt werden möchte, zählt zu den bekanntesten Künstlern des 20. Jahrhunderts, dessen unverwechselbares Schaffen einen Zeitraum ab 1905 bis in die 1980er-Jahre umspannt. Aufgewachsen in der heute belarussischen Kleinstadt Witebsk als Kind einer orthodoxen jüdisch-chassidischen Arbeiterfamilie blieben die frühen Kindheitserfahrungen des später in Frankreich beheimateten Moische Chazkelewitsch Schagal stets prägend.


Auch wenn ich mit den traum-haften, eigenwilligen Bildern nicht immer was anfangen kann, beeindruckt mich doch, zu welch künstlerischer Eigenständigkeit jenseits gängiger Kunstströmungen manche Meister doch gelangen. Hier male ich – und kann nicht anders, scheinen Chagalls Werke zu sagen. Chapeau!

Chagall malt die Gräueln des Holocaust unter Verwendung des christlichen Kreuzes

Ausstellung 8.1.25 „Rembrandt – Hoogstraten. Farbe und Illusion“, KHM *****

Meine erste Ausstellung als Nutzer der Bundesmuseen-Card führt mich ins Kunsthistorische: Sie veranschaulicht, wie die Kunst Rembrandts nachhaltigen Eindruck auf seinen begnadeten Schüler Samuel van Hoogstraten machte. Beide waren Meister der Illusion, ein Trompe ‚Augenbetrüger“(Trompe-l’œil)-Stillleben Hoogstratens mit täuschend echt gemaltem Rahmen verblüfft auch heute noch, da Fotorealismus dank technischer Hilfsmittel allgegenwärtig ist. Beeindruckend auch die ausdrucksstarken Porträts der beiden Niederländer.
Abseits der Sonderausstellungen gibt es im architektonisch faszinierenden KHM auch sonst viel zu entdecken. Sicher nicht mein letzter Besuch heuer.

Samuel van Hoogstratens barocker „Fotorealismus“

27.1.25 Ausstellung „Erwin Wurm. Die Retrospektive zum 70. Geburtstag“, Albertina modern *****

Kunst darf Spaß machen, schrieb ich auf Instagram über diese Hommage an den fünf Jahre vor mir in Bruck/Mur geborenen internationalen Kunststar. Viele kennen seinen gesellschaftskritischen Arbeiten wie die „Fat“-Skulpturen, die kleinbürgerliche Statussymbole wie Autos oder Einfamilienhäuser in einem „verfetteten“, aufgeblähten Zustand zeigen. Vergnüglich sind auch seine „One Minute Sculptures“, bei denen sich das Publikum selbst in einen Kunstkontext einbringen darf. Ich tat das auf einem Podium mit Polizeikappe, ein Museumswächter fotografierte mich in Stopp-Pose. Das postete ich zum Gaudium mancher Follower:innen später in den Social Media mit dem Text „Stopp, Trump! Lange sehe ich mir das nicht mehr an!“

Dieses Foto postete ich mit dem Kommentar „Stopp Trump!
Lange sehe ich mir das nicht mehr an…“ auf Facebook

14.2.25 „Zehn Jahre magdas Hotel“

Die Caritas Wien hatte allen Grund zu feiern: Seit einem Jahrzehnt betreibt sie, „nicht auf Gewinn ausgerichtet, sondern auf Menschen“, ein Social Business. Soll heißen: sinnstiftende Arbeitsplätze und eine fundierte Ausbildung für Menschen mit Fluchthintergrund, die hier in der Wiener Ungargasse zu professionellen Gastgeber:innen werden. Von der Professionalität der Küche konnte ich mich bei diversen Brunch-Besuchen (Empfehlung!) bereits mehrfach überzeugen, Geschäftsführerin Gabriele Sonnleitner kenne und schätze ich seit ihrer Zeit bei der Caritas Österreich.
Das Jubiläumsfest an diesem so sympathischen Ort mit originell eingerichteten Zimmern war liebevoll vorbereitet, es gab wohlschmeckende Snacks und Drinks, Musik im Parterre und im 7. Stock, gute Gespräche mit alten Bekannten. Ich bin sicher. Hier wird der magdas-Wahlspruch „stay open minded“ weiter hochgehalten.

21.1.25 „Luziwuzi“, Rabenhof Theater **

Erzherzog Ludwig Viktor, der Bruder von Kaiser Franz Joseph I., muss ein sehr schräger Vogel gewesen sein. Ihn, den der Wiener Hof nach homosexueller Übergriffigkeit in einer Badeanstalt einst ins Salzburger Schloss Kleßheim „auslagerte“, holt das famose Rabenhof Theater nun als Identifikationsfigur der LGTPQ-Bewegung auf die Bühne. Und „das Leben des wohl exzentrischsten Habsburgers als musikalisch-theatralisches Happening mit Tom Neuwirth aka Conchita Wurst“ wurde zum Erfolg.

 Mir lag diese exaltierte, schrille, billige Lacher auslösende, bunt vögelnde autobiografische Revue nicht wirklich – trotz der überzeugenden gesanglichen Leistung der bärtigen Songcontest-Siegerin Tom/Conchita. Die Inszenierung deutet vieles nur an, verzichtet aber auf eine differenzierte Zeichnung der eigentlich tragischen Gestalt des „Luziwuzi“.

Conchita/Tom – ein Lichtblick in einer sonst mäßigen Vorstellung

17.1.25 „Planet der Tiere“, Immersium Wien ***

Was ist eine „immersive“ Ausstellung? Nun, eine, die statt auf Exponate in Schaukästen mit kleingedruckten Erläuterungstexten auf Äktschn für die Besuchenden setzt. Bewegte Bilder statt Schrift, Unterhaltung statt Wissen, Mitmach-Turnübungen statt gedämpfter Schritte durch heilige Hallen – all das ein Trend, dem sich schon die Marxhalle mit Ausstellungen zu Monet, Van Gogh und zuletzt Pompeji erfolgreich verschrieben hat.
Ich war am ersten Tag der in Kooperation mit der ORF-Universum-Reihe erarbeiteten Schau vor Ort, als manche technischen Spielereien noch nicht so recht funktionierten. Dennoch gab’s Späße wie Gleichgewichthalten mit Pinguinen auf einer „Eisscholle“, eine Tiefseefahrt mit einer 3D-Brille oder eine wilde Fahrt auf dem Jeep durch eine tierreiche Landschaft, bei dem ich auf einer sich bewegenden Plattform stand… Eh nett, aber eher etwas, zu dem ich meine 12-, 10- und 8-jährigen Enkel hätte mitnehmen sollen.

Immer schön in der Mitte der Eisscholle bleiben!