Geboren in Bruck an der Mur

„Ich wurde am 26. September 1959 in Bruck an der Mur geboren.“ So beginnt der Lebenslauf, den ich bei verschiedenen Gelegenheiten vorzulegen hatte.
Geboren“ wurde ich im LKH Bruck, das nach seiner Gründung 1887 „Rudolf Spital“ hieß. Ich sei zwei Wochen nach dem errechneten Termin auf die Welt gekommen, berichtet meine Mutter. Schwangerschaft und Geburt seien aber – im Unterschied zu ihren weiteren – problemlos verlaufen.
Am 26. September“ bedeutet, dass ich bei einer neunmonatigen Schwangerschaft rund um die Weihnachtstage 1958 gezeugt wurde. Von einem frühreifen, auf einem Ballfoto mit meiner Mutter jedoch recht unbedarft aussehenden 17-jährigen Rudolf aus dem Nest Göriach bei Turnau und der dreieinhalb Jahre älteren Handelsangestellten Franziska. Beide beschäftigt im GÖC-Kaufhaus (für: „Grosseinkaufsgesellschaft österreichischer Consumvereine“) am Brucker Hauptplatz, eigentlich Koloman-Wallisch-Platz, der übrigens in meinem Geburtsjahr asphaltiert wurde und mit 13.000 m² (knapp nach Linz) der zweitgrößte Innenstadtplatz in Österreich ist.
1959“ war ein Jahr kurz vor dem Höhepunkt der Babyboomer-Jahre 1960-1965, als eine Frau in Österreich durchschnittlich 2,78 Kinder gebar (2024: 1,31 Kinder). Heute, da ich das schreibe, verzeichnet Statistik Austria 77.238 Lebendgeborene bei rund 9 Mio. EinwohnerInnen in Österreich (2024), 1959 waren es bei knapp 7 Mio. 124.377 Babys. Geradezu dramatisch schaut es hier in der Steiermark aus: Bei ähnlicher Gesamtbevölkerung von etwa 1,2 Mio. Menschen kommen heute mehr als zehnmal weniger Kinder zur Welt als in den frühen 1960ern. Das ist Ausdruck des demografischen Wandels – weniger Kinder, spätere Geburten, ältere Bevölkerung, dafür mehr Migration.
Eingeschult wurde ich nach einem Kindergartenjahr (an das mir jede Erinnerung fehlt) knapp vor meinem 7. Geburtstag – zusammen mit 30 anderen Buben in meiner Klasse. Über meinen Geburtszeitpunkt scherzte ich später manchmal, ich wollte die Roaring Sixties in voller Lände miterleben.
In Bruck an der Mur“: Mein Herkunftsort in der Obersteiermark war durch seine Lage am Zusammenfluss von Mur und Mürz eine wichtige Handelsstadt – und das schon in der späten Bronzezeit um 800 v. Chr., dann wieder im Noricum der Römerzeit und zur Blütezeit im Mittelalter, als Bruck (von „Prukke“, Brücke, erste urkundliche Erwähnung 860) zur wichtigsten Handelsstadt der Obersteiermark wurde und bereits 1263 als eine der ältesten Städte in Österreich aufschien. In den zehn Jahren, als ich mit meiner alleinerziehenden Mutter in der zentralen Mittergasse wohnte, bekam ich nur am Rande mit, dass die Bezirkshauptstadt Bruck als wichtiger Bahnknotenpunkt viele Eisenbahner (darunter meinen Onkel Fredi und früher schon Opa Hans Eibl) beschäftigte und die seit 1901 in der Obersteiermark präsente Drahtzieherei „Felten & Guilleaume“ ein weiterer wichtiger Arbeitgeber mit Standorten in Bruck und Diemlach war.
Bruck hatte Anfang der 1960er-Jahre ca.17.500 Einwohner:innen, zehn Jahre später mit 18.300 den Höchststand. Aktuell sind es nur mehr 15.750 Menschen. Das reicht aber weiterhin zu Platz 4 unter den größten steirischen Städten (nach Graz, Leoben und Kapfenberg, vor Leibnitz und Feldbach). Kapfenberg, wohin ich nach der Heirat meiner Mutter übersiedelte, bildet mit Bruck die größte Doppelstadt Österreichs, seit über 70 Jahren von (O-)Bussen der MVG verbunden. Pläne zu einer Fusion vor rund zehn Jahren scheiterten aber (an der Rivalität der beiden Gemeinden?).

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