Radtour Mürzzuschlag – Mariazell – St. Pölten, 23./24.7.25

Die Wetterprognose war schauerlich: Viel Regen sei in diesem feuchten Sommer mit bisher eher kurzen Hitzeperioden zu rechnen. Ich hatte aber schon länger die Zuganreise nach Mürzzuschlag und die Rückreise von St. Pölten geplant und auch das Nachtquartier in Mariazell schon reserviert. Ob am zweiten Tag dann auch Freund Heinrich und andere Mitglieder der WhatsApp-Gruppe „geRADeaus“ den Traisenradweg entlang dabei sind, würde sich zeigen.

Empfehlenswerte Tour – Start- und Endpunkt von Wien aus gut erreichbar

Feucht wurde es bereits kurz nach dem Losfahren in Wien, also nahm ich die U-Bahn zum Hauptbahnhof. Der Mürztalradweg ab Mürzzuschlag war nass wie nach heftigem Regen, der Himmel noch düster, aber die Strecke bis Mürzsteg gut ausgebaut, sehr angenehm. Münsterbesuch und Kaffeestop in Neuberg, 550 Höhenmeter ging’s dann rauf zum Niederalpl und zu einem jener Skigebiete auf 1220m, die dem Klimawandel zum Opfer fallen (werden). Mit bis zu 70 Sachen dann runter nach Wegscheid, danach nordwärts Richtung Marienwallfahrtsort, bei angenehmen Temperaturen knapp über 20 Grad. Vorbei am JUFA Sigmundsberg, wo Claudia und die drei Enkelsöhne bereits einmal urlaubten, dann die letzte Steigung rauf nach Mariazell bei immer mehr aufklarendem Himmel.
Ich bezog mein Zimmer in der Magnus Klause und brach bald nochmals auf, zum Erlaufsee und dem naheliegenden JUFA, wo wir in drei Wochen in größerer Besetzung sein werden. Und ich war ziemlich angetan von diesem Familienhotel: sehr verkehrsberuhigt im Grünen, viele Sportmöglichkeiten indoor und outdoor, ein ruhiger Innenhof mit Wiese und Kinderspielplatz, Fitnessraum, Bouldern, Kickfelder, freundliches Personal. Der Erlaufsee ist halt leider nicht in unmittelbarer Nähe. Zu Fuß eine halbe Stunde (wobei ich einen Fußweg im Wald entdeckte), mit dem Rad ca. 10 min, per Auto die Hälfte. Dort dann strahlender Sonnenschein und doch recht viele Badende im kristallklaren Wasser.

Abends dann fein Speisen im noblem Brauhaus Mariazell: Mir wurde allein ein Vierertisch zugewiesen, auf Nachfrage erklärte ich mich einverstanden, etwaige Tischnachbarn zu bekommen – und bald gesellte sich Leonard, ein nach Songwriter Cohen benannter Vorarlberger Fußwallfahrer, zu mir. Wir kamen ins Gespräch, und es zeigte sich, dass dabei die Leut‘ z’sammkommen: Leonard, ein studierter Wirtschafter und Berufsschul-Quereinsteiger, wird im nächsten Schuljahr „RuR“ unterrichten, also Schüler:innen unterschiedlichen religiösen Bekenntnisses eine Art Religionskunde. Darauf haben sich verschiedene christliche Konfessionen und die Aleviten in Vorarlberg und auch in Tirol geeinigt. Was für eine passende Ergänzung zu meinen Recherchen über interreligiösen Religionsunterricht, an dem ich gerade dran bin!
Am nächsten Morgen ein banger Blick aus dem Hotelzimmer. Der Himmel schwarzbewölkt, ein Anruf bei Heinrich in der Mariazellerbahn ergab aber: Vier unerschrockene Radler – zwei weniger als geplant – würden ab 11h die Traisen entlang radeln. Bis zum Treffpunkt am Bahnhof besuchte ich noch die Basilika, wo gerade einer der vielen Pilgergottesdienste gefeiert wurde. Dann begrüßte ich am Bahnhof meinen alten Freund Heinrich sowie die Jungpensionisten Paul und Thomas, letzterer sogar als einziger ohne E-Bike unterwegs. Was sich trotz des langen Anstiegs nach Gscheid nicht in langen Wartezeiten bemerkbar machte – der Mann ist superfit. Und die Strecke erst im Rechengraben, dann am Hubertussee und an der Wuchtlwirtin vorbei und ab St. Ägyd die Traisen entlang herrlich. Durch die vielen, teilweise steilen Bergabpassagen machten wir Tempo: 23,5 km/h Schnitt sollte das Display schließlich in St. Pölten anzeigen – so flott war ich bei einer 90km-Tour noch nie unterwegs. Daran änderte auch eine unliebsame Premiere (erster Bienenstich während des Radfahrens) nichts.
Mit dem Wetter hatten wir Glück: Es gab zwar einen heftigen Regenguss, aber zu einem Zeitpunkt, als wir in Lilienfeld zu Mittag aßen und bei Kaffee zuwarteten, bis es wieder aufklarte. Negativ überrascht war ich nur von meiner angeblich regendichten „Mi Velo“-Radtasche. Durch die beiden Reißverschlüsse vorne beim kleinen Fach und hinten für die Tragegurte dran ganz schön viel Wasser ein.


Gegen 17.30 Uhr waren wir in St. Pölten, Thomas und Paul verabschiedeten sich, ich blieb noch bis zur Railjet-Abfahrt um 19.03 bei Heinrich. Nass wurde meine Regenjacke erst, als ich beim Donauzentrum aus der U1 stieg…

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