„Ich will alles. Hildegard Knef“ (Doku von Luzia Schmid, D 2025) ****

„Zum 100. Geburtstag der tollen deutschen Schauspielerin und Sängerin (1925–2002) kommt nun ein nicht ganz so tolles Porträt in die Kinos.“ „Falter“-Filmkritiker Michael Omasta, mit dem ich öfter mal nicht einer Meinung bin, hat hier recht. Die Knef, erst Trümmerfrau, dann Schauspielerin und Chansonnette, zuletzt Bestsellerautorin und nicht erst als Krebskranke so was wie öffentliches Gut im „Bild“-Zeitungsdeutschland, war eine beeindruckende Frau. Die von ihr selbst getexteten Chansons („Schlager“ klänge zu oberflächlich) kenne und schätze ich schon lange: „Für mich soll’s rote Rosen regnen“, „Von nun an ging’s bergab“ oder „Ich glaub‘, ’ne Dame werd‘ ich nie“ seien durchaus auch als „unverschämt autobiografisch“ zu verstehen, sagt sie in der Doku von Luzia Schmid.
Und genau das beanstandet Herr Omasta: „Filmclips und Liedtexte werden auf ‚Biografisches‘ abgeklopft – nichts sonst interessiert noch oder wird einmal erwähnt. So etwa ihre erstaunlich vielfältige Leinwandkarriere, die sie in den 1960ern auch in Großbritannien, Frankreich, Italien fortsetzte.“ Mir missfiel, dass Knefs erste Ehe mit einem jüdischen US-Army-Angehörigen, die sie für 50 Jahre zur US-Bürgerin machte (was der Film verschweigt) nur am Rande erwähnt wird. Oder dass der Vater an Syphilis starb. Dass ihr Halbbruder, der Jazzmusiker Heinz Wulfestieg, 1978 jung unter ungeklärten Umständen verstarb. Dass sie die Dietrich und die Monroe gut kannte… Dafür kommt über Gebühr die Tochter Christina Antonia als Alleininterpretin der berühmten Mutter zu Wort.
Egal. Fesselnd in der Doku sind die sprachgewandt formulierten Interviewpassagen der Knef – und natürlich ihre Lieder. Ella Fitzgerald bezeichnete Hildegard Knef nicht umsonst als die „beste Sängerin ohne Stimme“.

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