Jon Fosse, Ein Leuchten, Rowohlt 2023 ***

1.) Literaturnobelpreisträger aus Norwegen, 2.) meine Frau fand dieses Büchlein auf ihrer leseintensiven Reha „meditativ“ und interessant – zwei gute Gründe, um „Ein Leuchten“ von meinem Jahrgangskollegen (1959) Jon Fosse zur Hand zu nehmen.
Der Inhalt des 70-Seiten-Bändchens ist schnell erzählt: Ein namenloser Mann setzt sich ins Auto und beginnt draufloszufahren, ohne konkretes Ziel biegt er mal rechts, mal links ab. Landet schließlich am Ende eines Waldweges, kann nicht mehr wenden. Es wird Nacht, es beginnt zu schneien, doch anstatt Hilfe zu holen, steigt der Mann aus und dringt immer tiefer vor in die Dunkelheit, bis er sich verirrt. Müde und frierend begegnen ihm der Reihe nach ein leuchtendes Wesen, seine Eltern und ein barfuß gehender Mann in Schwarz – allesamt nicht wirklich (be)greifbar.
Hat hier einer, der die Zivilisation in Richtung Natur verlässt, Visionen voll Symbolik und Mystik? Eine Nahtod-Erfahrung? Wer es fossen kann, der fosse es. „Nur das Mysterium des Glaubens zählt, und dass du versuchst, Teil davon zu sein“, zitierte ein von mir 2024 bearbeiteter Kathpress-Artikel den Norweger mit Zweitwohnsitz Hainburg. Und die KNA-Kollegen zitierten Fosse mit: „… für mich ist das Schreiben die ehrlichste Art, ein Gebet zum Ausdruck zu bringen“.
Für SZ-Rezensentin Sigrid Löffler bleibt Fosse allzu sehr im Ungefähren, stilistisch „im Zeichen des Irgendwie“. Löfflers erster Verdacht, der Autor „verulke“ mit seinem Buch einen Nahtod-Bericht der Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross, bestätige sich nicht. Denn: „Fosse hat keinen Humor.“
Nun, ich fand den ohne jeden Absatz heruntergeschriebenen, mit stilistischen Eigenheiten und mit Wiederholungen gespickten Text nicht unspannend – auch wenn das Ende etwas abrupt wirkt und nichts „auflöst“. Dieses Ende kommt ja recht bald. Wie gesagt: 70 Seiten, für die der Verlag im Hartcover 22 Euro verlangt.

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