„Nebelkinder“ sind – das wusste ich bisher nicht – Kinder von Kriegskindern des Zweiten Weltkriegs. Der Begriff beschreibt Personen, die durch während der NS-, Kriegs- und frühen Nachkriegszeit von ihren Eltern erlittene, unverarbeitete psychische Traumata indirekt traumatisiert wurden. Z.B. Vergewaltigung und Vertreibung im Zuge der Ereignisse in Mähren im Jahr 1945 und danach.
Kotyks anfangs trotz meditativer Bilder sperriger Film (worum geht’s da eigentlich?!) zeigt neben der Titelfigur, der Wolfshüterin Hannah, auch deren Mutter Miriam und in Rückblenden auch ihre Großmutter Viktorie und deren Ausgrenzung als deutschsprachige Österreicherin noch vor der „Befreiung“ Tschechiens durch die Rote Armee. Die Gastwirtin Viktorie blieb als einzige in einem südmährischen Dorf, andere deutschsprachige Bewohner flohen oder wurden ermordet. Auf der Suche nach einem aus dem Wildpark Ernstbrunn (NÖ) entlaufenen Wolf gelangt Hannah just in jenes Dorf, wo ihre verbitterte Mutter inzwischen das in den 1990er Jahren in verwahrlostem Zustand restituierte Heimathaus restauriert.
Es wird immer deutlicher, wie sehr die vergangenen Kriegsereignisse Spuren in den Seelen der Generationen danach hinterließen, die von der Freiheit der grenzüberschreitenden Wölfe nur träumen können. Die Gewalterfahrungen ihrer Vorfahren legen sich wie ein Nebel auf das Leben der im Film schemenhaft bleibenden Nachkommen…