Adventmail 2022/11 (Reisen)

Papstreisen sind spätestens seit Johannes Paul II. kontinuierliches Thema der Kathpress-Berichterstattung. Ich als Inlands-/Kulturredakteur habe damit nur bei Wochenenddiensten zu tun. Aber in Summe erlebte ich seit meinem Einstieg in die Redaktion im Sommer 1993 zumindest am Rande 94 (der insgesamt 104, in 127 Länder führende) Auslandsreisen des Wojtyla-Papstes mit. Weitere 24 apostolische Reisen kamen unter „Paparatzi“ Benedikt XVI. dazu, der inzwischen fußmarode Franziskus brachte es bisher auf 33. Für StatistikfreundInnen unter euch: 161 Papstreisen in knapp 30 RME-Dienstjahren ergeben einen Schnitt von 5,46 Auslandsvisiten pro Jahr.
Mein Liebling unter den drei bisher beruflich erlebten Päpsten, Franziskus, bevorzugt Besuche in Ländern, wo nicht schon Tausende „Jubelperser“ auf ihn warten, sondern er geht gern „an die Ränder“, dorthin, wo er Not und Krisen vorfindet und den dort Besuchten Zuspruch und Trost bieten kann. Oder auch Mahnung zu Humanität und Mitmenschlichkeit. Bergoglio reiste kaum je in reiche, traditionell katholische Ländern, sondern u.a. nach Albanien, Sri Lanka, Bolivien, Armenien, Kuba, Myanmar, Irak, Kasachstan und zuletzt Bahrain. Seine erste Reise als Papst, ein „Pastoralbesuch“, legte Franziskus programmatisch an: Sie führte ihn im Juli 2013 auf die mit Flüchtlingen volle Insel Lampedusa.
Ich überlegte in der Redaktion laut, wann die erste Papstreise erfolgte und kam auf eine Überfahrt nach Rom, angetreten von Petrus, der als erster Papst gilt. „Dieser Aufenthalt endete jedoch eher unerfreulich“, merkte mein Zimmergenosse Andreas lapidar an.
Wusstet Ihr übrigens, wann die erste Reise eines Papstes nach Wien erfolgte? Pius VI. (1717-1799, Papst ab 1775) trat sie vor 240 Jahren, zu Ostern 1782, an, um vom Aufklärer-Monarchen Joseph II. kirchenpolitische Zugeständnisse zu erwirken. Der Habsburger empfing den hohen Gast freundlich bei Neunkirchen (NÖ), brachte ihn in den Gemächern seiner 1780 verstorbenen Mutter Maria Theresia in der Hofburg unter, ließ den Papst aber bei Themen wie Ordensauflassungen, Gleichstellung der Protestanten, Steuern für den Klerus oder Schließung von Ordensschulen abblitzen. Pius VI. blieb einen Monat lang, zelebrierte im Stephansdom die Ostermesse, spendete in der Kirche am Hof den Segen „Urbi et orbi“, besuchte u.a. ein Waisenhaus am Rennweg, das Stift Klosterneuburg und wurde von Joseph II. und dessen Bruder Max Franz zum Abschied am 22. April 1782 bis Mariabrunn bei der heutigen Westeinfahrt Wiens begleitet.

Palmyra (Syrien), aufgenommen 2007, vor dem Krieg und den Zerstörungen dort durch die IS-Terroristen

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