„Das Einzige, was man den handelnden Personen vorwerfen kann, ist, dass sie Trottel sind.“ Das ist das Zitat eines ÖVP-Politikers über ÖVP-Politiker, näherhin das, was der ehemalige Vizekanzler Erhard Busek 2021 als 80-Jähriger, ein Jahr vor seinem Tod, über die Chats zwischen Kurz, Blümel und Schmid (Stichworte: „Kriegst eh alles, was du willst“ und „Ich liebe meinen Kanzler!“). Der christlichsoziale Busek wechselte 1976 vom ÖVP-Generalsekretariat zur Wiener Landespartei, der er gleich mal unter dem Siegel „bunte Vögel“ ein grünes Image gab, noch bevor die Umweltschutz-Bewegung eine politische Partei wurde. Buseks liberaler Kurs machte die Stadtpartei zu einer von der Bundespartei unabhängigen Marke: Er sammelte Querdenker und Quereinsteiger – eben „bunte Vögel“ – um sich und erzielte bei den Wahlen 1978 und 1983 im roten Wien Erfolge, von denen die ÖVP heute nur träumen kann. Erst als Helmut Zilk 1984 Bürgermeister wurde, sank Buseks Stern in der Kommunalpolitik.
Ich Mur-Mürz-Furchen-Spross habe noch kein einziges Mal die Volkspartei gewählt. Und doch gab es immer auch Vertreter:innen, vor denen ich den Hut zog. Hätten die Buseks, Schaumayers, Neissers, Fischlers oder Rieglers dort heute noch das Sagen statt der schwer erträglichen NÖ-Schwarzen, der FPÖ- affinen Landeshäuptlinge und der ethikunbelasteten IV-ler und Wirtschaftsbündler, könnte ich es mir aber vorstellen. Und sollte Othmar Karas bei der nächsten Bundespräsidentschaftswahl antreten (wohl mit türkisem Gegenkandidaten), dann ist meine Stimme für ihn eine ernsthafte Option.
Parteien müssen „bunt“ sein, Vielfalt zulassen und anderen Meinungen mit Respekt begegnen, finde ich. Die Hasspostings und Fake News in Plattformen wie „X“, formerly known as Twitter, nehme ich ausdrücklich davon aus. Bei demokratischen Standards oder Menschenrechten. darf es aber keine Abstriche geben. Stephen Bannons Aufforderung „Flood the zone with shit“ macht bunt zu kackbraun.
Das Schlusswort gebührt dem bunten, überzeugten Europäer Erhard Busek: „Europa hat die moralische Pflicht, Menschen, die in Not sind, Schutz zu gewähren. Alles andere untergräbt unsere Werte.“