Es gibt Bücher, da findet man – da finde ich – nicht rein. Das bedeutet zwar allabendliche Lektüre vorm Einschlafen, aber auch: nach ein paar Seiten müde werden und am nächsten Tag nicht mehr genau wissen, wer wie was.
„Jahr der Wunder“ von der US-Amerikanerin mit deutschen und indigenen Wurzeln, Louise Erdrich, war so ein Buch. Dabei ist sie Pullitzer-Preisträgerin (für „The Night Watchman“/“Der Nachtwächter“ 2021) und las wie ich die Indianerbücher Karl Mays, die ihr der Vater Ralph Erdrich, tätig in einem Büro für Indianerfragen, empfahl.
Um die in den USA ähnlich wie Afroamerikaner benachteiligten Indigenen geht es auch in „The Sentence“, wie der „unterhaltsame Geisterroman“ (taz) im Original heißt – also „Satz“, aber auch „Strafe“. Letztere fasst die Hauptfigur Tookie für einen missglückten Freundschaftsdienst aus, nach zehn Jahren leseintensiver Haft wird sie Buchhändlerin in einem Laden, den es in Minneapolis wirklich gibt, gegründet von Louise Erdrich. Außer um Tookies Kolleginnen und diverse (schräge) Kund:innen geht es auch um ihren Mann Pollux, um dessen Tochter Hetta und deren Baby Jarvis.
Zwei historische Ereignisse prägen außer der sich durchziehenden Liebe zu Büchern die Handlung: die Covid-Pandemie und der Polizei-Totschlag an George Floyd. Mehr aber noch eine verstorbene Kundin, die im Laden herumgeistert und Tookie das Leben schwer macht. Vor allem diese permanenten Schikanen der Untoten wurden mir beim Lesen bald zuviel, störend fand ich auch, dass vieles vom Erwähnten bezüglich indigener Kultur und Unterdrückungsgeschichte für Unbedarfte wie mich nicht einmal in Fußnoten erläutert wird.