Stefanie Sargnagel: Iowa. Ein Ausflug nach Amerika. Rowohlt 2024 ***

Ich muss vorab zugeben: Ich bin kein großer Fan von Sargnagel. Zu görenhaft feministisch, zu grobschlächtig ist mir ihr Humor, den ich bisher v.a. aus „Falter“-Karikaturen kannte. Ihr neues Buch über einen Lehrauftrag am Grinell College, einer Privatuni im Mittleren Westen, über Kreatives Schreiben, bei dem sie von Christiane Rösinger, Liedermacherin und ehemalige Leadsängerin der Lassie Singers, begleitet wird, hat mich positiv überrascht: Die inzwischen etablierte Undergrounds-Autorin hat eine feine Beobachtungsgabe und einen Sinn für unterhaltsame Skurrilitäten aller Art. Es ist halt nur leider so, dass der Zielort in the middle of nowhere der USA nicht viel zu bieten hat. Halbwegs interessante Ausflugsziele der Sargnagel und Rösinger erfordern eine stundenlange Anreise per Auto – und selbst das ist nicht leicht zu bekommen, da auch das nächste Rent a car am Flughafen von Des Moines weit entfernt liegt.
Sargnagel schildert jede Menge Banalitäten – auch private wie ihre Handy-Affinität, Vorliebe für US-Konfektionsware-Serien, Pummeligkeit, ihr Alkoholikerinnen-Problem und sogar ihre Onaniepraxis. Oder ihr spätpubertäres Bedürfnis nach Renitenz: Sargnagel raucht z.B. genau dann Kette, wenn sie merkt, dass ihre Pafferei unter College-Kolleginnen Irritation auslöst. Das kommt daher wie ein etwas überarbeitetes Tagebuch und stellt vor die Frage: Muss ich das alles wissen? Etwas kurz geraten demgegenüber Passagen über die für Europäer:innen verstörende Waffen-Omnipräsenz oder der Kommunismus-Generalverdacht vieler Amis gegenüber allem, was wir hier als soziales Netz schätzen.
Ein Lichtblick in „Iowa“ sind die Dialoge mit der – leider nach zwei Drittel des Buches wieder abreisende – Christiane Rösinger. Ihre Berliner Schnauze kommt auch (originelle Idee!) in Fußnoten selbst zu Wort, in denen sie manche Ungenauigkeiten ihrer Busenfreundin wieder zurechtrückt. Und die alten Lassie-Singers-Hits sind eine echte Entdeckung.

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