Adventmail 2024/15 (Farben)

Die „NAACP“ (National Association for the Advancement of Colored People) ist eine der ältesten und einflussreichsten Organisationen der schwarzen Bürgerrechtsbewegung in den USA. Gegründet wurde sie – nicht nur von coloured people – 1909, sie spielte in den 1950er- und 1960er-Jahren im Kampf gegen Rassentrennung eine wichtige Rolle und legte sich 2021 wegen des Sturms auf das Kapitol juristisch mit Donald Trump an.
Martin Luther King verwendete den Begriff „citizens of color“, aber auch häufig den Begriff „Negro“, um sich selbst und die afroamerikanische Gemeinschaft zu beschreiben. Dies war damals die gängige Bezeichnung. Der Begriff wurde von Schwarzen-Führern, einschließlich King, als neutrale oder sogar würdige Bezeichnung verwendet, um Stolz und Identität auszudrücken. Für viele jüngere Aktivisten war „negro“ jedoch – wie das explizite „nigger“ – mit Unterdrückung und Rassismus verbunden, das „N-Wort“ wurde zugunsten des heute verbreiteten „Black“ oder „African American“ aufgegeben.
Etymologisch ist das Wort harmlos. Im Deutschen ist „Neger“ ein Lehnwort nach dem französischen „nègre“, das wie das spanische „negro“ auf das lateinische „niger“ („schwarz“) zurückgeht. Warum also ist „black“ politisch korrekt, „Neger“ dagegen wie auch „Rothaut“ („Redskin“) oder „gelb“ als Bezeichnung für Ostasiaten/Chinesen verpönt?
Das hat mit dem gewachsenen Unrechtsbewusstsein gegenüber Kolonialismus und Rassismus zu tun. Schon im Mittelalter wurde Schwarzsein mit Heidentum bzw. Islam assoziiert und rhetorisch dem weißen Christentum in Europa untergeordnet. Mit der Verwendung im Portugiesischen und Spanischen im 16. Jht. wurde „negro“ mit „Sklave“ konnotiert und im Weiteren mit anatomisch-ästhetischen (hässlich), sozialen (wild, ohne Kultur), sexuellen (abnorm) und psychologischen (kindlich) Vorstellungen verknüpft. Und in der sich danach ausbildenden und sogar durch Aufklärer wie Immanuel Kant popularisierten Rassentheorie galt die „weiße Rasse“ als überlegene und am weitesten entwickelte Menschenspezies.
Es dauerte bis 1999, da im Duden „Neger“ erstmals markiert wurde als „wird heute meist als abwertend empfunden“. Wer das No-Go heute noch ignoriert, leistet einer Stereotypisierung durch biologistische Einteilungen und der Legitimation des Konstruktes „Rasse“ Vorschub, finde ich als Stiefvater zweier „farbiger“ Twens… wobei – wenn ich sie so nenne, bin ich selbst dann farblos?

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